Erfahrungsberichte

Ruandaeinsatz im November 2023

31.10.23:        So ganz sicher war es nicht, ob wir (Dr. Michael Weber und Prof. Dr. Peter      Schuler) heute nach Kigali fliegen konnten, denn es war mir nicht möglich uns online einzuchecken. Aber letztendlich war es am Schalter am Flughafen kein Problem, genauso wie der ganze Flug.

01.11.23:        Um 01.30 sind wir sicher in Kigali gelandet. Beim Aussteigen aus der Maschine empfing uns der typische Geruch von Holzfeuer wie früher. Allerdings hatte ich diesen Geruch schon lange nicht mehr in der Nase beim Landen in Kigali. Alles weitere ging sehr schnell, Passkontrolle, Visum, Gepäck alles lief wie am Schnürchen. Unser Fahrer vom Hotel erwartete uns schon und um 02:30 waren wir im Hotel und um 03.00 im Bett.

Um 10:00 kam Adolf uns abholen und wir fuhren ohne Pause in 51/2 Stunden von Kigali nach Kibogora. Die Straßen werden jedes Jahr schlechter und die Fahrt war schon sehr anstrengend.

02.11.23:        Heute besuchten wir die zwei ersten Health Center (Mahembe und Kibingo) um uns für die geleistete Arbeit zu bedanken und nochmals an die Bedeutung der Früherkennung der akuten Osteomyelitis zu erinnern. Zur Belohnung gab es Poloshirts mit den 4 Hauptsymptomen der akuten Osteomyelitis, damit sie nie mehr vergessen werden.

Wieder zu Hause machten wir dann einen inspizierenden Rundgang durch das Krankenhaus. Dort haben wir Safi getroffen (Leitung der Zentralsterilisation), die uns über die Mängel im Steri berichtet hat. Diese werden wir zeitnah mit Dr. Bernard, dem ärztlichen Direktor, besprechen. Abends besuchte uns Dr. Tryphon, mit dem ich morgen gemeinsam 4 OP’s durchführen wird. Peter setzt morgen seine Abschiedstour durch die Health Center fort.

03.11.23:        Es hatte die ganze Nacht geregnet und auch heute Morgen gießt es wie aus Kübeln. Ich hatte mich um 08:00 Uhr mit Dr. Tryphon im OP verabredet. Dieser kam aber erst um 08:30 Uhr, weil es ihm zu stark geregnet hätte. Auf der neuen chirurgischen Station wollten wir uns die Rö-Bilder der zu operierenden Patienten anschauen, aber das Internet war so langsam, dass dies mehr Zeit in Anspruch nahm wie vorgesehen. Mit zunehmender Digitalisierung gibt es in Ruanda jetzt immer mehr die gleichen Probleme wie in Deutschland. Zur Operation standen an: eine 6 Tage alte supracondyläre Fraktur bei einem Kind, eine kindliche Unterschenkelfraktur und 2 Femurosteomyelitiden zur

Sequestrektomie. Jetzt operierten wir zwar in einem schönen neuen und großen OP-Saal, aber die Probleme blieben dieselben wie auch früher. Kein Verständnis für Sterilität und Hygiene (OP-Kittel nach wie vor hinten offen), keine Lagerungsstandards (es muss alles in jedem Einzelfall mühevoll erklärt und erst organisiert werden), Wackelkontakte am BV führten zu Systemabstürzen und die Maschine musste jedes Mal von Neuem hochgefahren werden und keine instrumentierende Pflegekraft (auf dem Instrumententisch herrschte nach 5 Minuten das reinste Chaos). So dauerte alles viel länger als geplant.

Die kindliche Tibiafraktur war zu meinem Entsetzen eine 3 Wochen alte ehemals offene Fraktur. Im BV zeigte sich schon eine kräftige gut ausgebildet Callusbildung und klinisch war die Fraktur fast konsolidiert. Unter diesen Umständen verzichteten wir auf eine Osteosynthese und legten einen geschlossenen Oberschenkelgips an. Zu Letzt reichte die Zeit noch für eine Sequestrektomie eines Femurs.

Als ich aus dem OP schließlich in die Missionsstation zurückkam, war Peter ebenfalls schon von seiner Health -Center-Tour zurück. Weil weder die gelieferten Poloshirts mit der Bestellung übereinstimmten noch die einzelnen Kisten für jedes Health Center korrekt gepackt waren, musste Peter mit Jean Paul und Ildefons alle Kisten anhand der verfügbaren Poloshirts neu bestücken.

Ich hatte den ganzen Tag schon etwas Halsschmerzen und fühlte mich schlapp und kaputt. Ich führte das auf die doch mittlerweile ungewohnte Belastung im OP zurück, wo wir den ganzen Tag in Bleischürzen operieren mussten. Nach dem Abendessen lasen wir noch etwas, dann nahm ich eine Tablette Ibuprofen ein und ging ins Bett.

04.11.23:        Am nächsten Morgen, nach einer einigermaßen geruhsamen Nachtruhe fühlte ich mich zunächst besser. Nach dem Frühstück aber bekam ich Kopfschmerzen, die Nase lief mehr und ich war wieder etwas schlapper. Ich glaubte zwar nicht daran, machte aber sicherheitshalber einen Corona Test. Und siehe da: ganz eindeutig positiv. Ich hatte Corona.

Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. Gerade weil ich hier kein Corona bekommen wollte, hatte ich mich eine Woche bevor wir losgeflogen sind zum 5. Mal gegen Covid-19 impfen lassen. Mache ich nie mehr wieder. Natürlich habe ich sofort Peter informiert. In Rücksprache mit Jean Paul beschlossen wir, dass ich mich hier im Blackhouse isoliere und wir sonst mal niemandem etwas davon erzählen. Gott sei Dank sind in Ruanda auch keine weiteren Quarantänemaßnahmen erforderlich und bis zum Rückflug bin ich hoffentlich wieder negativ. Ich hoffe nur, dass ich Peter nicht angesteckt habe.

Peter und Jean Paul hatten nachmittags ein Treffen mit einem ruandischen Buchprüfer, was den ganzen Nachmittag dauerte. Mir ging’s zusehends schlechter. Druck hinter den Augen und Kopf- und Gliederschmerzen nahmen zu genauso wie der Schnupfen. Die Nase lief wie ein tropfender Wasserhahn. Ich ging früh ins Bett und hatte keine gute Nacht

05.11.23:        Heute war der schlimmste Tag. Ich erspare mir Details. Um 20:30 Uhr ging ich ins Bett und hatte eigentlich eine ziemlich gute Nachtruhe.

06.11.23:        Ich hatte immer noch eine tropfende Nase, aber das allgemeine Krankheitsgefühl ließ etwas nach. Peter fuhr also alleine zu den Health Centern und ich blieb zu Hause. So hatte ich mir meinen Ruandaaufenthalt nicht vorgestellt. Was sollte ich den ganzen Tag alleine hier machen? In den Phasen, wo es mir besser ging, arbeitet ich an meinem Vortrag für die Schulen und beantwortete und schrieb Mails zur Planung unseres mikrobiologischen Labors. Zwischendurch immer wieder mal eine Ruhepause im Bett. Auch konnte ich viel Lesen, aber nur im Kindle. Wegen der immer noch feuchten Augen konnte ich kein Printmedium lesen, war alles unscharf. Allerdings ging’s mir im Tagesverlauf immer besser, so dass ich sogar um 19:00 Uhr am Zoom-Meeting von Opus 25 (Privatangelegenheit) teilnehmen konnte. Abends geht Peter noch zur Einweihung des VIP-Parkplatzes und trifft sich dort wieder mit „Better together“ Leuten.

07.11.23:        Heute bin ich früh aufgestanden um die Morgendämmerung zu erleben. Man sieht, es geht mir deutlich besser. Die Nase ist fast ganz trocken, dafür etwas mehr Husten. Ich nutzte die Zeit um mich zu informieren, wie lange ich noch ansteckend bin. Nach allem was ich im Internet gefunden habe, ist man als mehrfach geimpfter unmittelbar nach einer Auffrischungsimpfung nur bei Symptomen noch ansteckend. Da ich heute noch nicht ganz symptomfrei bin, bleibe ich noch zu Hause und lasse Peter allein zu den Health Centern fahren. Ich plane derweil unser weiteres Vorgehen bezüglich CSSD und Labor, habe ja genügend Zeit. Außerdem stelle ich Punkte zusammen, die wir mit der deutschen Botschafterin und Peter mit dem Gesundheitsminister besprechen soll. Nachmittags dann ein erster Spaziergang im Garten der Missionsstation, wobei ich peinlich darauf achte Abstand zu anderen Menschen zu halten. Langsam wird’s ziemlich langweilig in meiner selbst gewählten Isolation. Ich denke Morgen noch und wenn keine Symptome mehr vorliegen, kann ich wieder unter Menschen weilen. Peter habe ich bis jetzt noch nicht angesteckt und ich hoffe, dass es so bleibt.

08.11.23:        Peter fährt heute noch alleine in die Health Center nach Yove und Rangiro. Das ist ein weiter und sehr unwegsamer Weg. Deshalb bricht er schon um 07:00 Uhr auf. Ich bin auch schon wach und sage ihm noch Good Bye. Mir geht es heute wieder blendend. Ich fühle mich genauso wie das Wetter. Heute Morgen ist strahlender Sonnenschein und ich genieße den Blick auf den Kivusee, einfach phantastisch.

Danach mache ich einen Spaziergang nach Tyazo, diesem quirligen Marktflecken am Fuße des Krankenhauses. Durch den Ausbau der Straße profitiert der Ort ungemein. Überall entstehen neue Läden und es herrscht reges Treiben. Auf dem Markt kaufe ich mir ein paar Tomaten und gehe wieder nach Hause. 

Ich war gerade beim Mittagessen, als Peter schon wieder zurückkam. Die Straßen waren wohl doch in einem besseren Zustand als erwartet. Nachmittags kam per Mail die Antwort von unserem beratenden Mikrobiologen Dr. Udo Geipel von Bioscientia. Ohne ihn hätte ich die Zusammenstellung für das geplante mikrobiologische Labor nicht hingekriegt. Ich informierte sofort Frau Benita Siebert von Achelis, damit sie das Angebot aktualisiert und mir bis Morgen 10:00 Uhr zuschickt, da ich mich dann mit Solange, der Laborleiterin treffen werde. Um 08:00 treffe ich mich mit Dr. Samy, dem leitenden Orthopäden und Unfallchirurgen um die weitere Zusammenarbeit bezüglich der Osteomyelitispatienten zu besprechen. So langsam nimmt also mein Tagesablauf wieder Fahrt auf. Wurde auch Zeit!

09.11.23:        Peter ist schon früh aufgebrochen und ich will mich um 08:00 Uhr mit Samy in der Chirurgie treffen. Kurz vor 8 Uhr schickt er mir eine WhatsApp-Nachricht und verschiebt unser Date auf 09:00 Uhr. So habe ich Zeit noch in aller Ruhe die SZ zu lesen. Um 09:00 Uhr treffe ich dann Samy, wie vereinbart, auf der chirurgischen Station. Wir gehen ins Büro von Gilbert um unsere weitere Zusammenarbeit zu besprechen. Ich möchte gern von ihm, dass er mir schwierige Osteomyelitisfälle zeigt und dass er vor jedem Ärzteeinsatz von uns solche einbestellt. Er fragt, ob er mir auch andere schwierige Fäll zeigen darf, was ich bejahe. Er zeigt mir daraufhin Frakturen, die in komplexen Fehlstellungen verheilt sind, teilweise mit grotesken Deformierungen. In vielen Fällen kommt nur noch eine Versteifung des betroffenen gelenkes in Frage. Eine Wiederherstellung des Status ante ist bei fast allen nicht mehr möglich. Für eine mehrdimensionale Rotations- und Achsfehlstellung an beiden Unterschenkeln bei einer 12jährigen habe ich keine sofortige Antwort. Hier bedarf es einer exakten Planung und sicher Operationen in mehreren Schritten.

Dann fragt er mich, ob ich ihm bei einer Latarjet-OP am Montag helfen könnte. Ich sagte zu, wollte aber vorher Bilder, Anamnese und Untersuchungsbefunde vom Patienten bekommen. Bisher trotz Erinnerung nichts erhalten. Um 10:00 Uhr musste ich mich von ihm verabschieden, da ich einen Termin mit Solange, der Laborleiterin, hatte um mit ihr die Einrichtung eines mikrobiologischen Labors zu besprechen. Ich übergab ihr die von uns bearbeitete und gekürzte Liste und bat sie sie sich durchzusehen. Sie sollte mir anschließend Bescheid sagen, ob sie damit hier im Kibogora Hospital arbeiten könnte. Danach ging ich wieder zur Missionsstation zurück. Dabei traf ich vor der CSSD auf eine völlig verzweifelte Safi. Vor den beiden Eingängen zur CSSD hatten Arbeiter Revisionsschächte eröffnet und bargen aus den Abwasserrohren Unmengen von stinkenden Tüchern und Abfall.

Das war die Ursache dafür, dass sich in der CSSD die Kacke aus einem Gulli hochgedrückt und den Schmutzraum und den Gang überflutet hat.

Gott sei Dank waren Packraum und Sterilraum nicht betroffen. Da hilft jetzt nur putzen und desinfizieren. Sicherheitshalber machte ich noch eine Anfrage bei Birgit (SES-Expertin), ob sie noch Tipps hat, was man noch tun könnte. Kurz vor Mittag war ich dann im Blackhouse zurück und auch Peter kam kurz danach auch schon von seiner Tour zurück. Um 12:30 Uhr erwarteten wir die Rotary Delegation mit Edi aus Kigali und Amondé aus Guinea, die die erfolgreiche Umsetzung des Rotary Projektes der Früherkennung der Osteomyelitis untersuchen sollten. Nach dem Kennenlernen bei einem gemeinsamen Mittagessen, stellte Peter sein einzigartiges Public Health Projekt vor, welches unter anderem zum Ziel hat durch die frühzeitige Erkennung und Behandlung der akuten Osteomyelitis die Entstehung der invalidisierenden chronischen Osteomyelitis zu verhindern. Irgendwann am Nachmittag schickte Frau Siebert von Achelis das neue Angebot nach den Empfehlungen von Dr. Geipel. Ich habe es gleich an Solange weitergeleitet. Danach zeigten wir den beiden Rotariern noch das Krankenhaus, insbesondere

die neue chirurgische Station, den OP, die CSSD und die schon im Bau befindliche neue Emergency. Die von unserem Verein finanzierte zentrale Sterilisationseinheit konnte hierbei auch einen sehr guten Eindruck hinterlassen.

Nach dem gemeinsamen Abendessen wurde Peters Vortrag, die Besichtigung des Krankenhauses und zukünftige Rotary Projekte besprochen. So gegen 22:00 Uhr konnten wir uns dann endlich in unsere Gemächer zurückziehen und den Abend bei einem Glas Whisky ausklingen lassen.

10.11.23:        Heute hieß es früh aufstehen, aber vor dem Frühstück hatte ich mich schon auf Corona getestet und das Ergebnis war, wie erhofft: Ich war wieder negativ.

Hurra!

Um 06:30 Uhr dann Frühstück und um 07:00 Uhr Abfahrt mit der ganzen Mannschaft von gestern ins Health Center Hanika. Amondé und Edi wollten sehen, ob das Projekt nicht nur auf dem Papier existierte, sondern ob und wie es in die Praxis umgesetzt wurde. Die Schwestern und Pfleger unter der Leitung einer katholischen Nonne waren bestens vorbereitet. Im Vortragssaal hing eins unserer Plakate, es gab einen Beamer, ein Laptop mit vorbereitetem PowerPoint Vortrag, den ein Mitarbeiter des Pflegepersonals hielt. Er erklärte anhand der von uns zur Verfügung gestellten Tools (z. B. Behandlungs-Algorithmus, KOMS-Test) das „Prevention Programm“ so gekonnt, dass keiner im Saal zweifelte, dass nicht nur er, sondern alle, es verstanden hatten, auf was es ankommt.

Auch die letzte Folie des Vortrags zeigte, dass man im HC Hanika genau weiß, was zu tun ist und man den geänderten KOMS-Test anzuwenden weiß.

Peter und ich waren begeistert und auch ein bisschen stolz, dass unsere Bemühungen auf so fruchtbaren Boden gefallen sind. Aber nicht nur wir waren begeistert, sondern auch die angereisten Rotarier. So ging’s dann weiter zu den Community Health Workern, die für ihre Arbeit belohnt wurden und das berühmte gelbe Poloshirt mit den 4 Hauptsymptomen der akuten Osteomyelitis geschenkt bekamen.

Danach ging’s dann wieder zurück und die Visitoren verabschiedeten sich nach einem Abschlussgespräch, indem sie Peter versicherten, dass die Bewertung sicher exzellent ausfallen wird. Der Nachmittag verlief dann ruhiger und ich hatte Zeit an diesem Reisebericht weiterzuschreiben. Heute Vormittag musste ich dann Frau Siebert schreiben, dass Ananie sich wegen des Visums immer noch nicht gemeldet hat und sie den Platz nicht mehr freihalten muss.

11.11.23:        Wochenende hatten wir keine Termine mit Health Centern und auch im OP läuft samstags und sonntags nichts außer Notfällen. So hatte ich vormittags Zeit an diesem Bericht weiter zu schreiben. Nachmittags gingen wir ins Krankenhaus um uns nochmal die Räume der Emergency anzusehen. Die waren aber leider abgesperrt. Dafür trafen wir eine Gruppe aus Holland, die Schulungen durchführten in Management Emergency, Gipsen, Wundmanagement usw. Nach einem kurzen Erfahrungsaustausch stellten wir fest, dass sie die gleichen Probleme erkannt hatten wie wir. Ramona, die Wundexpertin, zeigte mir noch Bilder eines Mädchens mit chronischer Osteomyelitis aus Rubengera. Sie wurde bereits mehrfach operiert und sei auch einmal hier im Kibogora Hospital behandelt worden, es gäbe auch hier Röntgen-Aufnahmen. Sie hätte zurzeit viele Schmerzen. Ramona schickte mir per WhatsApp die Bilder und den Namen und ich versprach mir die Bilder hier anzusehen.

Peter und ich machten uns anschließend daran die Grundrisspläne für die Emergency zu überarbeiten, die von Peters Förderverein bezahlt wird.

alt                                                        zwischendurch                          endgültig

Von Samy und Solange hatte ich bis dahin immer noch nichts gehört. Aber im Laufe des Tages meldeten sich beide noch. Solange bestätigte mir, dass sie mit den angebotenen Geräten hier arbeiten könne. Dann kann das Projekt Mikro Lab jetzt in die Fundraising Phase übergehen, um die ich mich aber erst kümmere, wenn ich wieder zu Hause bin. Und so ging ein ereignisarmer Tag schließlich auch zu Ende.

12.11.23:        Der Sonntag war auch sehr ruhig. Nachmittags trafen wir uns mit Jean Paul im Krankenhaus um die Baustelle der Emergency zu besichtigen. Nach Diskussion mit ihm und Ansicht vor Ort hat Peter den Plan nochmals geändert. Abends besuchte uns Ludwig von der „Dutch Group“. Wir stellten schnell fest, dass wir die gleichen Probleme hier ausgemacht hatten und versprachen und gegenseitig zu helfen.

13.11.23:        Heute wollte ich mit Samy ja gemeinsam operieren. Er meldete sich dann heute Morgen und wollte zuerst noch eine Metallentfernung machen, bevor wir gemeinsam operieren. Ich sagte, er solle mich rufen, wenn’s losgeht. Um 11:50 Uhr rief er an und sagte ich könne in 30 Minuten kommen. Zu diesem Zeitpunkt aber goss es wie aus Kübeln. Also ging ich 5 Minuten später als der Regen etwas nachließ. Ich war aber noch nicht im Krankenhaus als es erneut einen heftigen Wolkenbruch gab und ich innerhalb weniger Sekunden komplett nass war. Bevor wir dann starten konnten, besprach ich mit ihm noch die Behandlung von 2 weiteren Patienten. Die Patientin, die wir operieren wollten, war ein 34-jährige Patientin mit traumatischer rezidivierender Schulterluxation rechts. Geplant war eine Latarjet Operation.

Um es gleich vorweg zu nehmen, es hat sich auch im neuen OP nichts geändert. Die OP-Kittel sind hinten immer noch offen, es gibt keine Lagerungsstandards, es wir im Vorfeld nicht mitgeteilt, was für die OP benötigt wird und die Maschinen und Instrumente sind in einem beklagenswerten Zustand. Der Schlauch für den Sauger ist so strack wie ein Plastikrohr, Scheren schneiden nicht, erst der 2. Thermokauter funktionierte. Die Akkubohrmaschine klemmt beim Rückwärtsdrehen und hörte nicht mehr auf zu Laufen. Folge war, dass 3 Kirschnerdrähte abgebrochen sind. Und in einer kritischen OP-Phase versagte der Sauger. Nahtmaterial war weder auf dem Tisch noch im Saal und musste erst geholt werden, als wir es brauchten. Schwestern von Station strecken in Stationskleidung den Kopf in den OP um Probleme mit Dr. Samy zu besprechen. Die einzige Verbesserung war, dass wegen der Größe des neuen Operationssaals die Gefahr sich oder das OP-Feld unsteril zu machen, geringer war. Aber auch das spielt eigentlich keine Rolle, wenn die chirurgische Händedesinfektion des Operateurs darin besteht sich die Hände ca. 30 Sekunden mit Wasser und Seife zu waschen. Unter diesen Umständen gelang die Operation bis auf die 3 abgebrochenen Kirschnerdrähte aber ganz gut.

Mit den Nerven ziemlich am Ende und klatsch nass geschwitzt ging ich zurück ins Mission Guesthouse. Nach einer heißen Dusche und einem kalten Bier ging’s dann schon wieder besser. Nach dem Abendessen besuchten uns Ludwig und Karin von der „Dutch Group“ um Details bezüglich der Emergency-Planung zu besprechen. Und wieder kam das Thema auch auf die fehlenden Strukturen in fast jeder Abteilung des Krankenhauses zurück. Im nationalen Ranking liegt Kibogora hier auf dem letzten Platz. Wie man das ändern kann, wissen wir nicht, wenn sie es hier nicht selbst ändern wollen. Peter wird diese Problematik am Donnerstag mit dem Gesundheitsminister besprechen. Samy habe ich noch die klinischen Bilder und den Namen des Mädchens aus Rubengera geschickt, damit er mir die Röntgenbilder raussuchen kann. Peter ist schon den ganzen Abend dabei die nachträglichen Fragen des Rotary Prüfers aus Guinea zu beantworten.  Für mich ist aber jetzt Feierabend (21:35 Uhr).

14.11.23:        Da heute kein OP-Tag, sondern Ambulanztag war, beschloss ich mit Peter wieder zu den Health Centern zu fahren. Karengera und Gatare standen auf dem Programm. Wir begannen in Karengera und trafen dort einen alten Bekannten wieder. Jean Claude, früher Chef des OP-Personals im Kibogora Hospital, war jetzt der neue Leiter dieses Health Centers.

Auch hier hingen unsere Plakate nun schon seit fast 3 Jahren, auch wenn sie mittlerweile schon etwas abgeblasst waren.

Wie immer betonte Peter noch einmal die Wichtigkeit der Früherkennung der Osteomyelitis und dankte den Community Health Workern für ihre Aufmerksamkeit und ihre Arbeit. Als Anerkennung gab es für jeden ein Poloshirt, auf dem die 4 Hauptsymptome der akuten Osteomyelitis auf dem Rücken gut lesbar aufgedruckt waren.

Auch im HC Gatare das gleiche Bild. Unser Plakat hing noch für alle gut sichtbar am gleichen Platz und auch hier erfolgte die Verteilung der Poloshirts als Anerkennung für die geleistete Arbeit und zur dauerhaften Erinnerung an die 4 Hauptsymptome der akuten Osteomyelitis.

Danach ging’s zurück ins Black House und Kofferpacken war angesagt. Die Zeit hier in Ruanda verging wieder wie im Flug. Nachmittags gingen wir dann ins Krankenhaus. Wir suchten Dr. Samy auf um uns von ihm zu verabschieden und dann trafen wir uns mit Jean Paul und Violette, die Finanzbeauftragte des Kibogora Hospitals. Peter besprach mit ihr die Bedingungen für den Weiterbau der Emergency, den Abriss der alten Gebäude und die Erweiterung der Photovoltaik-Anlage auf den Klinikdächern. Danach sprachen wir noch das Problem der fehlenden logistischen Unterstützung der CSSD an. Hier fehlten Waschmittel für den Washer-Disinfector (RDG) und Teststreifen für den Dampfsterilisator, ohne die der Steri nicht betrieben werden darf. Hier mussten wir mit einer Falschinformation aufräumen, die Violette wo auch immer herhatte. Angeblich sollte der Anbieter (Matachana oder Achelis) für 2 Jahre den fehlenden Bedarf an Waschmittel und Teststreifen stellen. Wir klärten Violette darüber auf, dass dies nicht so sei. Die Garantie erstreckt sich nicht auf Verbrauchsmaterial und in dem Vertrag der Osteomyelitishilfe mit dem Krankenhaus steht unter §6 folgendes:

  • Der Beschenkte verpflichtet sich zu einem sachgemäßen Umgang mit den      geschenkten  Gegenständen und übernimmt sämtliche Folgekosten für Unterhalt und Wartung.
  • Der schenkende Verein Osteomyelitishilfe e.V. übernimmt keine Haftung für etwaige Risiken oder Schäden aus der Lieferung und dem Gebrauch der geschenkten Gegenstände.
  • Zudem wird der schenkende Verein Osteomyelitishilfe e.V. von sämtlichen Gewährleistungs-, Wartungs- und Regressansprüchen freigestellt.

Nachdem dieses Missverständnis ausgeräumt wurde, erklärt sich Violette bereit, dass das Krankenhaus ab sofort alle benötigten Verbrauchsmaterialien für die CSSD bestellt und bezahlt.

Zum Abschluss meines Aufenthaltes hier lud ich Peter und Jean Paul zum Abendessen ein. Wir fuhren zum Kinyinya Plage Guest House am Ufer des Kivu Sees um Tilapia zu essen, der wie immer außerordentlich köstlich schmeckte.

Zu Hause ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Die Bilanz unseres Aufenthaltes bis jetzt hatte sich gelohnt: 15 von 20 Health Centern besucht, 2-mal mit Dr. Tryphon und Dr. Samy im neuen OP operiert, mit Violette die Versorgung der CSSD mit Verbrauchsmaterial geklärt und mit Solange die Einrichtung des mikrobiologischen Labors abschließend besprochen. Da Ananias Visum nicht rechtzeitig ausgestellt wurde, entfällt seine Schulung in Barcelona. Deswegen sind finanzielle Mittel übrig um Safi zur Hospitation in einen Steri nach Deutschland oder Luxemburg zu schicken. Das werde ich nach meiner Rückkehr mit Birgit Krämer (SES) besprechen. Auf dem Programm steht morgen ja noch das Treffen von Peter und mir mit der deutschen Botschafterin in Kigali und Peter wird alleine, da ich ja schon wieder auf dem Rückflug bin, am 16.11.23 den Gesundheitsminister treffen.

15.11.23:       Eigentlich war geplant um 08:00 Uhr nach Kigali loszufahren, aber es musste am Toyota noch ein Reifen gewechselt und Öl nachgefüllt werden. Um 08:50 Uhr konnten wir aber bei herrlichem Wetter losfahren.

Jean Paul brachte uns ohne Pause in 4 ½ Stunden ins Mille Collines, wo wir den weiteren Tag verbrachten. Peter holte sich hier ein Zimmer und ich konnte mein Gepäck hier bis zum Abflug sicher verwahren. Um 14:45 Uhr fuhr uns Jean Paul zur deutschen Botschaft, wo wir um 15:00 Uhr die deutsche Botschafterin, Frau Heike Ute Dettmann, und Frau Lisa Marie Rucyaha, Botschaftsmitarbeiterin, die für Gesundheitsfragen zuständig ist, trafen. Wir wurden sehr freundlich empfangen und Frau Dettmann hatte sich schon im Vorfeld über uns und unsere Projekte informiert. Peter brachte Sie über das BMZ/Rotary Projekt auf den neusten Stand und ich informierte Sie über die vergangenen Projekte des Osteomyelitishilfe Vereins und über die geplante Einrichtung eines mikrobiologischen Labors im Kibogora Hospital und warum das für die Behandlung der Osteomyelitis so wichtig ist. Sie fand es sehr positiv, dass wir alle unsere Projekte in enger Absprache mit der ruandischen Regierung, sprich dem Gesundheitsministerium, durchführten. Angesprochen auf die Ausstellung von Visa für Jean Paul und ggf. Safi, teilte man uns mit, dass für Visa in den Schengen Raum die belgische Botschaft zuständig ist und dass man, wenn alle Unterlagen vorliegen, mit einer Bearbeitungszeit von 2 – 3 Monaten rechnen müsse. Auch das waren wichtige Informationen für uns. Nach etwa einer Stunde fuhr uns Jean Paul wieder ins Mille Collines zurück. Peter ging in sein Zimmer um sich auszuruhen und ich saß in der Bar und versuchte einzuchecken, was auch schließlich gelang und ich meine Bordkarten auf dem Handy speichern konnte. So gegen 18:00 Uhr gingen Peter und ich dann ins Restaurant Heaven um etwas zu essen. Peter war schon im Mille Collines auf sein Zimmer gegangen, als ich so gegen 23:30 Uhr ein Taxi zum Flughafen bestellte. Da sehr wenig Verkehr war, war ich schon um 23:45 Uhr am Flughafen. Diesmal war die Prozedur nicht mehr so umständlich und aufwendig, wie beim letzten Mal. Man konnte ohne weitere Kontrollen einchecken und danach ging’s erst zur Passkontrolle. Danach der Sicherheits-Check, bei dem auch die Computer nicht mehr extra aus der Tasche rausgeholt werden mussten. Und das war’s bereits. Ohne weitere Kontrollen konnte ich in die Lounge und später zum Gate fürs Boarding. Dass der kommende Flug sehr unangenehm werden würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Boarding war kurz nach 02:00 Uhr und ich nahm im Flugzeug Platz. Der Start war relativ pünktlich und um 03:30 waren wir in Entebbe (Ortszeit 04:30). Dort war der Aufenthalt ungewöhnlich lang. Es war eine Hektik in dem Flieger, die einem keine Chance ließ zum Einschlafen. Ich war mittlerweile ziemlich müde, aber ich hatte keine Chance die Augen zu schließen. Wechsel der Crew, Säuberung der Kabine mit Staubsauger, Müllentleerung, Auffüllen der Vorräte, neuer Bezug für die Kopfkissen, neue Passagiere usw. Das alles bei voller Beleuchtung. Hinzu kam, dass man bei dem uralten Airbus die Sitze nicht flach machen, sondern nur etwas verstellen konnte. Start war erst um 06:30 und draußen war es schon hell. Dann gab’s Frühstück und erst danach wurden die Fensterverdunkelungen geschlossen. Schlafen konnte ich trotzdem nicht, da der Sitz sehr unbequem war. Plötzlich dann ein Kribbeln in der Nase und ich musste mindestens 15 Mal hintereinander niesen. Auch Naseputzen nützte nichts, ab jetzt hatte ich Schnupfen und die Nase lief wie ein undichter Wasserhahn. Hinzu kamen Kopfschmerzen und tränende Augen. An Schlaf war nicht mehr zu denken, aber im Flieger blieb’s dunkel bis zur Landung in Istanbul. Dort brauchte ich 22 Minuten vom Landungsgate bis zum Gate für den Weiterflug nach Frankfurt. Der Airport ist irre groß, aber eine Pharmazie oder Drogerie um mir Taschentücher und Nasenspray zu kaufen, fand ich nicht. Noch war ich optimistisch, dass ich trotz Bahnstreik mit dem Zug nach Hause fahren könnte. Doch nach dem Boarding kurz vor dem Start ging’s mir immer schlechter. Bevor der neue Airbus abhob, gelang es mir noch schnell eine SMS an Astrid zu schicken um sie zu bitten mich in Frankfurt abzuholen. Gott sei Dank hatte sie die SMS noch rechtzeitig erreicht und sie war pünktlich zur Landung in Frankfurt. Nach einer langen Fahrt wegen Staus bedingt durch den Bahnstreik, kamen wir schließlich um 21:30 Uhr in Berschweiler an. So einen unangenehmen Heimflug hatte ich bisher noch nie.

 

Ruandaeinsatz vom 13. bis 25. Juli 2023 – Peter Schuler, Erich Feltes

13.07. 

Frühe Abfahrt zum Flughafen Frankfurt, um 02:30 Peter zu Hause abgeholt. Pünktlicher und problemloser Flug über Brüssel nach Kigali. Von Jean Paul abgeholt worden und im Mille Collines eingecheckt.

14.07. 

Nach dem Frühstück zunächst zum Büro von Achelis gefahren, um Justin zu treffen.

Von dort gemeinsame Fahrt zu ASOME (Adventist School of Medicine for East Central Africa), eine neue „private“, hochmoderne, hervorragend ausgestattete Ausbildungsstätte für angehende Ärzte. Hier sollten wir eigentlich Informationen für die in Kibogora benötigte Einrichtung eines mikrobiologischen Labors zur Diagnostik und Therapieunterstützung der Osteomyelitis erhalten. Achelis hat den größten Teil der Ausstattung, die sehr hochwertig erscheint, geliefert.

Der Leiter, Prof. Eustace, führte uns durch die gesamte Einrichtung, inklusive Präp-Saal. Das mikrobiologische Labor kann theoretisch angeblich alle erforderlichen Untersuchungen durchführen. Eine Hilfe für unsere Erfordernisse in Kibogora war der Besuch dennoch nicht. In dieser Medical School wird nur ausgebildet und keine wirkliche klinische Diagnostik betrieben. Am Freitagmittag war kein einziger Arbeitsplatz besetzt. Prof. Eustace hat eine Kooperation vorgeschlagen und meinte, dass in Kibogora die Kapazität für eine Basisdiagnostik ausreiche und für spezielle Untersuchungen die Proben per Drohne (Zipline) zu ihm geschickt werden könnten. Ist nach meiner Ansicht graue Theorie und in der Praxis nicht umsetzbar. Zum einen gibt es in Kibogora keine Starteinrichtung für Drohnen, zum anderen führt die Verschickung temperatursensibler Proben über lange Strecken mit nicht kontrollierbaren Zeitabläufen zu nicht verwertbaren Ergebnissen, wie ich in Karlsruhe, wo die Proben durch die Stadt geschickt werden, leider gelegentlich erleben muss und macht somit keinen Sinn. Des weiteren kämen auf das Kibogora Hospital sicher nicht unerhebliche Kosten zu, für die keine Mittel vorhanden sind.

Zum Mittagessen waren wir bei Familie Kurz, in der Residenz des Botschafters eingeladen. Der Besuch war ausgesprochen angenehm und wir haben uns in der Gesellschaft von Frau und Herrn Kurz sehr wohlgefühlt. Wir haben uns angeregt über verschiedene, interessante Themen unterhalten. Herr und Frau Kurz haben bereits gepackt und verlassen in wenigen Tagen Kigali und gehen zurück nach Berlin. Die Verabschiedung war sehr freundschaftlich und da Jean Paul uns versetzt hat, fuhr uns der Botschafter, als exzellenter Gastgeber zurück ins Mille Collines.

Nachmittags fuhren wir ins „College of Medicine and Health Sciences, Remera Campus Laboratories and Facilities“. Hier besuchten wir eine Bekannte Jean Pauls, die in Dresden ihren PHD gemacht hat und ihm bei seinen Bestrebungen evtl. auch einen deutschen PHD (Thema Osteomyelitis) zu machen helfen möchte.  Die PHD-Arbeit würde unser Prevention-Program noch einmal aufarbeiten und die Ergebnisse analysieren und bewerten.

Zusammenfassend haben wir in Kigali keine Erkenntnisse für unser Laborvorhaben gewinnen können. Ich will mich am Montag mit Solange, der Laborleiterin in Kigali zusammensetzen, falls sie vor Ort verfügbar ist. Danach werde ich Justin, von Fa. Achelis noch einmal eine Zusammenfassung unserer Vorstellungen bzgl. Laborausstattung schicken und wir werden Montag oder Dienstag wahrscheinlich noch einmal ein Meeting mit einer Laborfachkraft aus dieser Adventisten Medical School haben. Ich glaube jedoch, dass eine diesbezügliche Kooperation nicht zustande kommen wird und rein theoretischer Natur ist.

15.07.

Am nächsten Morgen hatten wir ein ausgesprochen fruchtbares und für uns sehr lehrreiches und informatives Treffen mit Patson, dem Fachmann für Photovoltaik und Emmanuel, einem Elektroingenieur von Achelis, der vormals bei REC, der staatlichen Einrichtung für die Stromversorgung beschäftigt war. Justin hatte den Kontakt vermittelt, bzw. ihn zu dem Treffen geschickt. Ohne an dieser Stelle auf Einzelheiten einzugehen, scheint das Problem, welches die Spannungsschwankungen verursacht erkannt zu sein und ein gangbarer Lösungsvorschlag wurde formuliert. Jetzt hängt es in erster Linie von der Bereitschaft und Kooperationswilligkeit von REC ab, wie schnell das Ganze umsetzbar ist und wer, in welchem Umfang die Kosten (ca. 60.000$) zu tragen hat. Zum Schutz der diversen, hinsichtlich Spannungsschwankungen sensiblen Maschinen ist eine zeitnahe Lösung dringend erforderlich. Wir haben gute Argumente dies auch im Gesundheitsministerium (MOH) zu thematisieren.

Gegen Mittag sind wir über Butare nach Kibogora gefahren, die Straße zwischen Gitarama und Kibuye sei zu schlecht geworden. Während der Fahrt mit JP über die „zähe“ Kommunikation zwischen Kibogora und Osteomyelitishilfe gesprochen. Jean Paul ist erstaunt und erwidert, daß z.B  Ananie längst bei Matachana, in Barcelona angemeldet sei und auch von dort bereits die Bestätigung, dass er an der Schulung teilnehmen kann erhalten habe.

Kurz vor 19:00 haben wir Kibogora, in der Dunkelheit erreicht und haben Peters Restgeburtstag auf der Terrasse des Yellow House verbracht.

16.07  

Um 10:00 Treffen mit Theogene, Pierrine und Jean Paul um die Datenbank zu besprechen und ein paar Charts zur Präsentation beim Gespräch mit dem Minister vorzubereiten. Das Treffen mit dem Minister am Freitag war kurzfristig abgesagt worden, und es wurde uns Mittwoch oder Donnerstag in Aussicht gestellt, was natürlich maximal ungünstig ist, zum einen wegen der Fahrerei, zum anderen, weil Patienten für uns zum follow up einbestellt sind. Wir würden Montag oder Dienstag vor unserer Abreise bevorzugen. Da wir den Minister unbedingt sprechen wollen (OM-Präventionsprogramm, Stromversorgung, künftige Krankenhausleitung, Wartungsverträge, …), werden wir jeden Termin akzeptieren. Aktuell haben wir allerdings noch keine definitive Bestätigung für den neuen Termin.

Bei der Datenbankanalyse stellen sich einige Fragen zur Klassifikation akute versus chronische Osteomyelitis, u.a. im Bezug zur Therapie „Abszessdrainage“, die teilweise als einzige Therapie sowohl mit „acute“ als auch „chronic“ verbunden ist und unter unterschiedlichen Klassifikationen – „simple, difficult, complex“ eingeordnet wurde. Wir analysieren, soweit die Datenbank es erlaubt, wie viele dieser Patienten zu follow up`s, ambulant oder erneuter stationärer Aufnahme erschienen sind und wie sie dann klassifiziert wurden und welche Therapie durchgeführt wurde. Das Problem ist komplex!!! Es gibt einiges zu klären. Es müssen einige Patientenakten herangezogen werden. Eine weitere Konsequenz, die sich zwingend ergibt, ist ein Update für die Ärzte, die Pierrine vorgeben, welche Klassifikation und Diagnose sie in die Datenbank eingibt. Jean Paul wird das zusammen mit Pierrine, die die Probleme zu verstehen scheint, in Angriff nehmen.

Nach fast 4 Stunden Patientenaktenanalyse ist einiges klarer geworden. Eine ganze Menge „chronic/simple-Fälle“ wurden wegen der KOMST-Analyse als „chronisch“ eingeordnet, weil Pierrine wohl in nicht wenigen Fällen einfache Abszesse, die sich spontan eröffnet hatten, bzw. „sich etwas entleert hatte“, ohne dass der Knochen beteiligt war als Fistel/Sinus gelabelt hat und damit waren sie automatisch chronisch/simple. D.h. das Präventionsprogramm hat eigentlich sogar mehr akute Fälle in der Datenbank und damit ein besseres Resultat erzielt, als wir es bisher dachten.

Ein Rundgang durch die Klinik und die CSSD war erfreulich. Es ist alles sehr sauber und die Stationen sind gut belegt. Der OP scheint regulär zu arbeiten. Wir haben die bisherige Emergency besucht und die dort vorhandene Kapazität angeschaut im Hinblick auf die neu zu gestaltende Emergency unter der Maternity. Im Gespräch mit dem diensthabenden Doktor haben wir erfahren, dass keine Notfallpatienten in die ICU verlegt werden können, da diese aktuell nicht betrieben wird, wegen Personalmangel, es gäbe nicht ausreichend Personal, welches die Beatmungsgeräte bedienen könne. Nachts ist nur ein Doktor für das ganze Haus verfügbar. Die Beatmungsgeräte sind im „Introduction-Room“ im OP eingemottet. Die aktuelle Emergency ist im Prinzip eine Aufnahmeeinheit mit max. 7-8 Liegen. Alle Patienten, auch geplante stationäre Aufnahmen durchlaufen die Emergency.

Im Steri haben wir Safi getroffen, die sich sehr, sehr gefreut hat. Alle Maschinen laufen und es gibt zwei zusätzlichen kleineren Autoklaven, die das Ministerium noch geschickt hat, die laut Peters Liste jedoch zum bewilligten Equipment für den OP gehört und die, wie Birgit und Sylvia später feststellen am besten gleich wieder ausgeräumt werden sollten. Trifft, wie sich auch später herausstellen wird, auf Emmanuels erheblichen Widerstand, er weiß allerdings noch nicht, dass die Teile nie für den Steri bestimmt waren. Einer könnte gute Dienste in der Mikrobiologie leisten.

Eben sind Birgit und Sylvia aus Kigali eingetroffen. Theogene, Pierrine und Jean Paul, die bis nach 16:00 heute gearbeitet haben, haben jetzt endlich Feierabend. Sie waren sehr engagiert und haben bereitwillig mit gemacht und sie waren wirklich begeistert bei der Sache. Die Tatsache, dass Jean Paul die Ergebnisse publizieren will ist extrem hilfreich.

Solange die Sonne noch etwas scheint unternehmen wir jetzt noch einen kleinen Spaziergang.

17.07. 

Am Morgen die Räumlichkeiten für die neue Emergency inspiziert. Der Raum sollte für die Erfordernisse einer Notaufnahme ausreichen. Ob die aktuelle Organisationsstruktur mit Aufnahmefunktion und Notfalleinheit weiterhin sinnvoll ist, bleibt abzuwarten. Danach mit Pierrine abschließende Datenbankrecherche über 6 Patienten, bei denen gestern Unklarheiten geblieben waren.

Für heute waren 6 Nachuntersuchungen akuter OM-Fälle geplant. Es stellte sich heraus, dass zwei verstorben waren. Die Nachforschung ergab bei einem Pat., dass dieser vermutlich an den Folgen eines Sarkoms des distalen Femurs gestorben ist, der zweite Todesfall konnte ursächlich nicht geklärt werden. Bei den 4 zur Verfügung stehenden Patienten war eine akute OM alleine durch Anitbiose ausgeheilt, eine weitere hat einen aktuell suspekten Röntgenbefund der Tibiadiaphyse, der allerdings im Zeitverlauf der letzten 2 Jahre keinen Progress zeigt. Kein Sequester, keine Fistel, nur moderate, gelegentliche Belastungsschmerzen, aber insgesamt war dies von Beginn an eine chronische OM. Bei der initialen Hospitalisierung war spontan ein Sequester abgegangen. Eine Patientin klagte über völlig unklare Beschwerden im rechten Arm, die im Prinzip nie eine Korrelation zu einer OM zeigten. Die Patientin wurde aus der Datenbank gelöscht.

Am Ende des Vormittags konnten wir Claude untersuchen. Er ist beschwerdefrei. Die Weichteilverhältnisse sind trocken und reizfrei. Lokal besteht weder ein Druck-, noch ein Klopfschmerz. Das Kniegelenk ist ebenfalls reizfrei und zeigt eine freie Beweglichkeit. Das aktuelle Rö-Bild zeigt im Bereich der ehemaligen Pseudarthrose nach wie vor keine physiologische Knochenstruktur, hier findet sich weiterhin ein partiell osteolytisches Areal, mit umgebender Sklerose, allerdings auch kein Hinweis für ein akut infektiöses Geschehen. Klinisch keine Pseudarhrose. Der pathologische tibiale Slope hat sich bisher nicht spontan korrigiert, wobei die Kniefunktion regelrecht ist. Das Sprungelenk ist in Neutralstellung fusioniert. Wir haben über die Zunahme der zu erwartenden Beinlängendifferenz mit dem Vater gesprochen und die therapeutischen Optionen erklärt. Eine operative Intervention, egal welcher Art wird verständlicherweise äußerst kritisch gesehen. Claude nimmt angeblich an allen Aktivitäten, die für einen 12-jährigen Jungen adäquat sind, uneingeschränkt teil. Er empfindet aktuell subjektiv keine Behinderung.

 

Noch keine Terminbestätigung für das Treffen mit Dr. Sabin, deswegen Dr. Theophile angerufen und um zeitnahe Bestätigung eines Termins gebeten. Dabei erfahren, dass ein Termin diese Woche nicht möglich ist. Wir würden bis Ende der Woche die Bestätigung für Montag oder Dienstagvormittag erhalten. Peter und ich diskutieren, ob wir an den Minister direkt schreiben sollten.

Lunch mit Fidèle, der uns im Januar durch die Gatare Teefabrik geführt hat.

Birgit und Sylvia berichten, dass Verbrauchsmaterialien für die CSSD, wie Reinigungschemie für das RDG und Papierrollen zum Drucken der Chargendokumentationen nicht mehr vorhanden sind und nicht nachbestellt worden sind. Der Trolley zum Transport des Sterilguts ist defekt, Türen, Rollen Griffe sind kaputt.

Nachmittags gutes Gespräch mit Solange, der Laborchefin. Die Erfordernisse einer osteomyelitisbezogenen, mikrobiologischen Laborkapazität wurden gemeinsam erörtert. Solange macht einen kompetenten Eindruck. Zwei ihrer Mitarbeiter haben bereits eine Schulung bzgl. mikrobiologischer Laborarbeit. Sie zeigte uns einen Raum, der für die Mikrobiologie zur Verfügung stehen könnte und der adäquat erscheint. Sylvia hat uns begleitet. Sie kennt sich in der Thematik aus und hat bereits einmal ein Labor für die Basisdiagnostik und eingeschränkte antibiogrammgerechte antibiotische Therapie eingerichtet.

      Gute Stimmung in der CSSD.

Die Rampe hätten wir anders gebaut. Mit dem Instrumententrolley, der mittlerweile deutliche Beschädigungen aufweist, ist sie nicht wirklich zu nutzen.

18.07. 

Noch vor dem Frühstück einen Brief an den Gesundheitsminister abgeschickt und die Problematik der Terminverschiebung aus unserer Sicht formuliert und um einen Termin vor unserem Abflug gebeten.

Heute morgen 7 Patienten mit ehemals akuter Osteomyelitis (OM) zum follow up erschienen. Wie gestern gibt es bei einigen Unstimmigkeiten hinsichtlich der Einschätzung, ob es sich bei der Erstvorstellung um eine akute OM gehandelt hat, die im Verlauf chronisch wurde oder doch bereits bei Diagnosestellung eine chronische OM war. Im Prinzip ist bei den Follow up`s das gleiche Problem zu erkennen wie bei der Datenbankanalyse am Sonntag. Die Therapiemaßnahme „Abszesseröffnung und Drainage“ führt hinsichtlich der Einordnung zu nicht immer sicher nachvollziehbaren Entscheidungen.

Peter klärt mit dem Designer und Konstrukteur die Ausgestaltung der neuen Emergency vor Ort.

Mit Samy über Prinzipien der chirurgischen OM-Behandlung diskutiert.

Mit Gilbert und Rachel (US-amerikanische Krankenschwester mit Spezialisierung für „post surgery care“) über die stillgelegte ICU gesprochen. Das Problem liegt in erster Linie am fehlenden Personal und nicht ausreichend qualifiziertem Personal.

Solange hat eine Liste mit den benötigten Dingen für die Mikrobiologie zusammengestellt, die soweit beurteilbar vernünftig erscheint. Wird noch vervollständigt, was die Anzahl der einzelnen kleinen Positionen betrifft, wie Plastikbecher, Glasschalen, etc. Sie hat die Liste offenbar von „rbc-Needs for basic bacteriology testing lab-Kibogora level two teaching hospital“ übernommen.

Sobald ich die ausgedruckte Liste als Datei verfügbar habe, schicke ich diese an Justin mit der Frage wieviel das Ganze kosten würde.

15:00 die Liste liegt vor: Total 180.000.000 RF. Von uns natürlich nicht zu leisten. 2 Optionen habe ich Jean Paul mitgeteilt, Solange reduziert die Liste auf die Basics, die mit 45 Mio. realisierbar sind oder sie findet weitere Quellen zur Finanzierung der 180 Mio.

In der Mittagspause nehmen wir teil am Fortschritt der Rodungs- und Erdarbeiten für die neue Bank mit Aussicht auf den See. Der Ausblick von der Terrasse des Yellow House ist eingeschränkt, so dass wir Ildefonse überzeugt haben, vor unserer Terrasse einen Sitzplatz mit Seeblick zu gestalten, was er begeistert und engagiert sofort umsetzt.

 

 

Nachdem wir ihm dann noch die Versetzung einer Pflanze vor der Terrasse des Yellow House vorgeschlagen haben und er das ebenfalls unmittelbar umgesetzt hat, ist der Ausblick von hier auf den See jetzt ein Traum.

19.07.  

Heute Morgen sind vier „Akute OM-Patienten“ zur Nachkontrolle erschienen. Der Eindruck, dass die Datenbasis Inkonsistenten aufweist, die i.d.R. nur mühsam zu beseitigen sind, besteht fort.

So wie überall, heute Morgen auch im Steri Probleme mit der Wasserversorgung.

Justin informiert, dass ein weiteres Treffen mit ASOM, wegen einer evtl. Zusammenarbeit z.Zt. keinen Sinn macht.

Solange hat eine überarbeitete „Basisliste“ der benötigten Dinge zur Verbesserung der Laborkapazität geschickt. Diese Version scheint vom Kostenaufwand deutlich realistischer, als die erste Version. die Solange erstellt hat. Ich habe die Liste an Justin geschickt, mit der Bitte um eine Kostenkalkulation und evtl. Lieferzeiten.

Noch weitere Handouts für die Präsentation des Projektes beim Minister erstellt, bisher allerdings immer noch keine Terminbestätigung.

20.07. 

Keine Nachricht vom Minister.

Theogene`s bereinigte Datenbank analysiert.

5 Patienten zur Nachuntersuchung. 4 erfreulich komplett beschwerdefrei, System hat offenbar funktioniert. Heute nur kleinere Ungereimtheiten mit angeblicher Rippen-OM bei einem Kleinkind, bzw. Rippenfraktur. Eine chronische OM distales Femur, mit Fistel entdeckt, weil der Patient, der initial sicher eine akute OM (RÖ OB) hatte, jetzt, ein Jahr verspätet, zur Nachuntersuchung gekommen ist, heutiges RÖ zeigt klassische chronische OM mit Sequester. Stationäre Aufnahme zur Sequestrektomie wird organisiert.

Peter klärt im Steri, dass einer, der für den OP gelieferten, kleinen Autoklaven in die Mikrobiologie kommt.

21.07. 

Heute Morgen schwerer Unfall an der Kreuzung – Straße nach Kibuye und Abzweig nach Gatare. Ein LKW ist mit einer Hochzeitsgesellschaft in einem Kleinbus kollidiert.  Zwei Tote. 20 Verletzte werden nach Kibogora gebracht.

Treffen mit Violette, stellvertretende DG, Director of Administration an Finance (DAF), sowie Ananie und Frederic, Elektriker, um das Problem der Stromversorgung zu besprechen und die zuständigen Leute im Kibogora Hospital erst einmal mit dem Problem der Spannungsinstabilität und vor allem mit den daraus entstehenden Konsequenzen in Kenntnis zu setzten. Wegen der Instabilität der Stromversorgung gab es bereits zwei Brände, einen Geräteschaden in der CSSD und Lampenschäden im Chirurgiegebäude.

Nach dieser Besprechung mit Violette und Jean Paul zu REC nach Tiazo gefahren, um das Stromproblem zu besprechen und möglichst zu lösen. Leider stellt sich heraus, dass der Branch-Manager nicht verfügbar ist.

Weitergefahren nach Nyamasheke zur Distriktverwaltung und dort das Problem eindringlich vorgestellt. Der Zuständige scheint die Dringlichkeit verstanden zu haben und führt in unserer Anwesenheit mehrere Telefonate, u.a. mit dem regionalen REC-Manager, den wir nicht angetroffen hatten. Der Distrikt will die Beauftragung von REC übernehmen und überwachen und stellt in Aussicht, das Stromproblem, ohne dass dem Krankenhaus relevante Kosten entstehen in ca. 1-2 Monaten gelöst zu haben.

Am Nachmittag 10 Patienten nachuntersucht. Leider eine chronische OM, die initial als akute OM behandelt wurde und die nach der Entlassung, nach“ Abcess incision and drainage“, mit unauffälligem RÖ viel zu lange im Health Center nachbehandelt wurde und jetzt eine, die komplette Tibia betreffende chronische OM entwickelt hat, mit Fistel.

Konsequenz sollte sein, dass jede Abszesseröffnung einen obligaten follow up Termin im Hospital, mit obligater Rö-Kontrolle erhalten sollte.

Auf unsere Anregung hin hat Ildefonse, bzw. dessen Helfer heute, weitere, die Sicht auf den See behindernde Äste und dünne Bäumchen entfernt, so dass die nun gewonnene Aussicht die 20.000 RWF, die uns die Aktion gekostet hat allemal wert sind.

Der Rasen auf der neuen Aussichtsterrasse ist ebenfalls fertig gepflanzt. Jetzt muss nur noch die Bank her, dann hat das Yellow House, hinsichtlich Aussicht deutlich an Qualität dazugewonnen.

22.07.  

Heute große Hochzeit in der Missionsstation mit vielen Gästen.

Das Brautpaar, das nach dem bereits erwähnten Verkehrsunfall in der Klinik behandelt wird, hat heute in der Klinik geheiratet, sie im Rollstuhl. Der Brautvater hat den Unfall nicht überlebt.

Am Nachmittag mehrere Stunden erneut Datenbank analysiert mit Pierrine, Theogene und Jean Paul. Wir haben die Entwicklung der akuten OM (128) weiter analysiert.  Pierrine wird ab Juli zunächst weiter Daten in die Datenbank eingeben und Theogene steht auch weiter zur Verfügung. Ab sofort allerdings keine Bezahlung mehr durch Peter. Jean Paul ist nun für die Datensammlung zuständig (PHD).

23.07. 

Nach dem Frühstück haben wir zu zweit die Datenbank weiter analysiert und über Konsequenzen/Hinweise für das weitere Vorgehen diskutiert. Z.B.: obligates Follow Up bei allen akuten OM mit RÖ. Nach der bisherigen Analyse hat der KOMS-Test im Krankenhaus eine untergeordnete Priorität, bei der Krankenhaus-Diagnose muss der Röntgenbefund berücksichtigt werden. Die Ärzte im KKrankenhaus müssten fortlaufend geschult werden (Fluktuation beim Personal).

24.07.

Peter erhält von Rotary International die Nachricht, dass in 6 Wochen eine „Midterm Evaluation“ in Kibogora stattfinden soll, zu der er wieder anreisen soll. Peter korrespondiert umfangreich um den Termin nach Okt/Nov. zu verschieben.

Erst um 16.00 Bestätigung erhalten, dass wir den Minister morgen um 14:00 treffen können. Abfahrt 07:30 geplant.

 Peter unterstützt Birgit und Sylvia in der CSSD beim Meeting mit Gilbert und Emmanuel bei der Klärung der Zuständigkeiten für den Transport des Sterilgutes vom und zum OP, sowie der Notwendigkeit Sieblisten zu erstellen, was bisher auf Widerstand des CSSD-Personals gestoßen war.

25.07. 

Nach dem Frühstück Verabschiedung von Birgit und Sylvia und problemlose Fahrt, dieses Mal über Kibuye ins Mille Collines.

Sehr schlechte Straße und ausgedehnte Baustelle zwischen Kibuye und Gisenyi.

Um 14:00 den Gesundheitsminister, Dr. Sabin mit seinen zwei Advisern getroffen, ebenso dabei waren Bischof Samuel und Jean Paul. Etwas mehr als eine Stunde konnten wir unsere komplette Agenda, die wir uns vorgenommen hatten vortragen. Wir sind auf viel Verständnis gestoßen und haben die Zusage des Ministers das Krankenhaus bei der Stabilisierung der Stromversorgung zu unterstützen. Unserer Erkenntnisse aus der Datenbank und dem Schulungsprogramm will er in den entsprechenden Gesundheitsstrukturen im Land implementieren. Letztlich haben wir noch die zukünftige Krankenhausleitung diskutiert, nach dem Bischof Samuel das Thema angesprochen hat. Im Rahmen eines neuen Systems bei der Besetzung eines neuen DG wird immer ein Mediziner  diese Stelle innehaben, insbesondere bei Lehrkrankenhäusern, was Kibogora u.U. auch einmal sein wird. Der DG arbeitet mit zwei Deputies, einer zuständig für Forschung und Lehre, der andere für Krankenhausorganisation, Entwicklung, Finanzen und Personal. Diesen Posten wird Jean Paul aller Voraussicht nach erhalten.

vlnr: Bischof Samuel, Peter Schuler, Dr. Sabin (Gesundheitsminister), Erich Feltes, Jean Paul

Wir sind mit den Ergebnissen dieser 1 ½ Wochen sehr zufrieden und warten jetzt im Flughafen auf das Boarding und einen entspannten Rückflug.

26.07.  

Entspannter und angenehmer Flug mit pünktlicher Ankunft in FRA. Am Gepäckband eine Stunde auf die Koffer gewartet.

Mittags wieder zuhause.

Erich Feltes

Kibogora Hospital in Ruanda vom 07.01.2023 bis zum 29.01.2023

Wir sind auf der Zielgeraden

Am 07.01.2023 flogen Dr. Erich Feltes und Dr. Michael Weber erneut ins Kibogora Hospital nach Ruanda. Begleitet wurden sie dieses Mal von 2 SES-Expertinnen für Steri und OP, von Frau Birgit Krämer und Frau Sylvia Josten. Da sie unterschiedliche Flugrouten hatten, trafen sie sich erst am 08.01.23 im Five-to-Five Hotel in Kigali. 

Nach einer regenreichen Fahrt kamen sie abends müde und etwas erschöpft im Kibogora Hospital an.

Am nächsten Tag ging’s dann zunächst zur Besichtigung in die Räumlichkeiten der neuen zentralen Sterilisationseinrichtung (CSSD).

vlnr: Dr. Michael Weber, Dr. Erich Feltes, Frau Sylvia Josten, Frau Birgit Krämer

Nachdem bereits zuvor von den beiden Technikern von Achelis, Prince und Lambert, alle Maschinen und Geräte eingebaut und angeschlossen wurden, begann nun die eigentliche Arbeit der beiden Expertinnen, die sich ihrer Arbeit mit ganz viel Herzblut und noch mehr Sachverstand annahmen. 

Sie begannen sogleich alles dort hinzubringen, wo es hingehörte und in sämtlichen Lagerräumen des Krankenhauses suchten sie nach Material, welches im Steri gebraucht werden konnte.

Gleichzeitig begannen sie auch schon Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in die Arbeitsabläufe einzuarbeiten.

Am Ende der ersten Woche sah zu mindestens die Packing Area schon aus wie in einem Steri in Deutschland.

Erich und Michael unterstützten die beiden, in dem sie ihnen Wege zeigten, Türen öffneten und sie mit Mitarbeitern des Hospitals bekannt machten, die ihnen weiterhelfen konnten.

Die beiden Ärzte nahmen sehr bald wieder ihre Schulungsfahrten zu den einzelnen Health Centern auf, um dem Pflegepersonal den weiterentwickelten KOMS-Test vorzustellen.

Am Ende der ersten Woche hatten sie alles umgesetzt, was sie sich vorgenommen hatten, wenn dabei auch so mancher Widerstand überwunden werden müssen.

Endspurt

Am Sonntag, den 15.01.2023 bekamen wir Verstärkung durch Prof. Dr. Peter Schuler und Kerstin Sackmann. Während es im neuen Steri schon halbwegs manierlich aussah, waren die Arbeiten im neuen Chirurgiegebäude noch erheblich im Rückstand.

                              OP-Ausgang                  Dekontaminationsbereich Zentralsterilisation

Dennoch wollten die Verantwortlichen des Krankenhauses am Montag mit Patienten und OP dorthin umziehen. Peter erklärte ihnen mit mehr als deutlichen Worten, dass dies nicht möglich sei und setzte durch, dass das Tempo der Fertigstellung deutlich angezogen wurde. Auch im Steri kam der Fortschritt ins Stocken, da weder genügend Personal da war, das unsere beiden Expertinnen einweisen konnten noch die Detergentien um das Reinigungs-Desinfektionsgerät ordentlich zum Laufen zu bringen.

Erich und Michael sowie Peter und Kerstin setzten ihre Schulungsfahrten zu den Health Centern fort.

Nachmittags sahen sie sich dann die entstandenen Katastrophen an, wie zum Beispiel das Anbohren von Wasserleitungen im Chirurgiegebäude beim Aufhängen von Desinfektionsmittelspendern. Nach vielen Diskussionen einigte man sich dann auf das weitere Vorgehen, die notwendigen Reparaturen wurden vereinbart und die sonstigen Arbeiten schritten voran.

Großes Thema war jedoch das ordentliche Putzen und Säubern der Gebäude und der unmittelbaren Umgebung. Aber auch hier wurde bald Einigkeit erzielt. Demgegenüber beschwerten sich Birgit und Sylvia im Steri über die mangelnde Mitarbeit des Personals ebenfalls beim Säubern und Putzen, dazu war man sich zu Schade. Eine Gardinenpredigt von Erich schaffte zumindest teilweise Abhilfe. 

Im Laufe der Woche kam dann endlich auch genügend Personal um die Zentralsterilisation zu besetzen und die Einweisung an den Maschinen konnte erfolgen.

Auch konnte das Material im alten Steri Schritt für Schritt ausgeräumt und in der neuen zentralen Sterilisationseinheit eingeräumt werden. Außerdem wurden schon Schilder angebracht, die die einzelnen Räume betitelten.

Entschädigt für all den Ärger wurden wir am Dienstagabend durch einen grandiosen Sonnenuntergang am Kivusee, den wir von unserer Terrasse aus beobachten konnten.

Ohne unsere beiden SES-Expertinnen käme dieser Steri nie zum Laufen. Eine der wenigen vom Steripersonal, die das mittlerweile auch so sieht ist Schwester Safie. Wir sind sicher, die anderen werden bald folgen.

Während sich in der Zentralsterilisation immer mehr und neue Probleme auftun, gehen die Arbeiten auf der neuen chirurgischen Station und im OP gut voran. Nach Erreichen der Bezugsfertigkeit sehen die neuen Stationen richtig gut aus.

Am Donnerstag konnten dann die neuen Stationen mit Patienten aus der alten Chirurgie belegt werden. Sowohl Schwestern als auch Patienten freuten sich riesig in dem neuen Gebäude zu sein.

Am meisten jedoch freute sich jedoch Peter Schuler, ohne dessen unermüdlichen Einsatz dies alles nicht möglich gewesen wäre.

Die alten und verlassenen chirurgischen Stationen sahen aus wie lost places, irgendwie unheimlich.

 

Haus Bergfrieden

Abseits ihres Schulungsprogramms und des Ärgers bei der Einrichtung der neuen Zentralsterilisation konnten Erich und Michael einen Besuch an historischer Stätte machen. Nach ihrer Schulung im Health Center Mukoma besuchten Sie Herrn Manfred Sett im Haus Bergfrieden.

Hier auf diesem Gelände befand sich das erste Hauptquartier von Dr. Richard Kandt, dem ersten kaiserlichen Residenten der Residentur Ruanda, die zur Kolonie Deutsch-Ostafrika gehörte. Kandt war es auch, der später Kigali, die jetzige Hauptstadt Ruandas gründete.

Manfred Sett, ein weitläufiger Nachfahre  Richard Kandts und deutscher Entwicklungshelfer, erwarb das Gelände 1991. Er renovierte das vom Vorbesitzer hier erstellte Gebäude und nannte es „Haus Bergfrieden“.

1994, im Rahmen des Genozids, wurde das Haus fast vollständig zerstört und Herr Sett entkam nur knapp den Todesschwadronen der Hutus. Herr Sett empfing Erich und Michael außerordentlich freundlich und er erzählte ihnen die ganze Geschichte der Region, der Grenzziehung und der Menschen, von der Kongokonferenz 1884/1885 in Berlin bis heute.

Sie unterhielten sich sehr angeregt mit dem älteren Agraringenieur für tropische Landwirtschaft und erfuhren sehr interessante Dinge, die man sonst nirgends erfahren konnte. Zum Schluss zeigte Herr Sett ihnen noch eine Auswahl seiner interessantesten Bücher und bat sie um einen Eintrag in sein Gästebuch.

Nach sehr kurzweiligen eineinhalb Stunden verließen sie den geschichtsträchtigen Ort um einige Erfahrungen reicher.

Im Zieleinlauf

Auf den neuen Stationen tritt langsam der Alltag ein. Jetzt sind auch Schulungen am Bett des Patienten möglich für die vielen Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler sowie für die Medizinstudenten.

In Erwartung des hohen Besuchs zur Einweihung – es haben sich der Gesundheitsminister, der deutsche Botschafter, der Ministerpräsident und die Landrätin angemeldet – wurde das Krankenhaus auf Hochglanz poliert. Es wurde geputzt, gekehrt gestrichen und Plakate erneuert.

Leider läuft es in der neuen zentralen Sterilisationseinheit nicht so rund. Es bestehen nach wie vor Probleme mit der Wasserversorgung. Auch nachdem das Krankenhaus für die CSSD einen eigenen Wassertank angeschlossen hatte, blieben alle Maschinen wegen Wassermangels immer wieder stehen.

Endlich am Ziel

Der große Tag der Einweihung

Im Beisein von ganz viel Prominenz wurden am 25.01.2023 sowohl das neue Chirurgiegebäude als auch die neue zentrale Sterilisationseinheit (CSSD) eingeweiht.

vlnr: Willi Groß (1. Vorsitzender Osteomyelitishilfe e.V.), Dr. Michael Weber, Bischof Samuel, Dr. Erich Feltes, der Governor (Ministerpräsident) der Western Provinz, Prof. Dr. Peter Schuler, Dr. Thomas Kurz (Botschafter der BRD in Kigali), Frau Kurz, Constanze Schuler, Kerstin Sackmann (Rotary), der Gesundheitsminister von Ruanda Dr. Sabin Nsanzimana, die Landrätin  des Nyamasheke Distriktes und Dr. Salathiel, Generaldirektor des Kibogora Hospitals.

Zunächst erfolgte die Einweihung der neuen Chirurgie. Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Thomas Kurz, der ruandische Gesundheitsminister Dr. Sabin Nsanzimana und Prof. Dr. Peter Schuler, Rotary Club Karlsruhe Schloss, zerschnitten gemeinsam das Band am Eingang zur neuen chirurgischen Station.

vlnr: Dr. Sabin Nsanzimana, Dr. Thomas Kurz, Prof. Dr. Peter Schuler, Dr. Salathiel und der Governer der Western Provinz. Im Hintergrund zwischen Prof. Schuler und Dr. Salathiel Bischof Samuel, Oberhaupt der freien methodistischen Kirche Ruandas.

Nicht ohne Stolz fotografierte der deutsche Botschafter die Info-Tafel am Eingang der neuen Chirurgie und ebenso stolz präsentierte der chirurgische Chefarzt, Dr. Ronald, seinen neuen Arbeitsplatz.

 

Nach Besichtigung der neuen Operationsräume, der Intensivstation und des Aufwachraumes ging es weiter zur CSSD.

 

Der erste Vorsitzende der Osteomyelitishilfe e.V., Willi Groß zerschnitt zusammen mit dem ruandischen Gesundheitsminister das Band am Eingang zur neuen zentralen Sterilisationseinheit. Unterstützt wurden die beiden von Bischof Samuel.

Emmanuel, der Leiter der Sterilisationseinheit, erklärte den Besuchern die einzelnen Bereiche und die Maschinen.

Anschließend zeigte Dr. Michael Weber dem ruandischen Gesundheitsminister und dem deutschen Botschafter die Funktionsweise einer Versiegelungsmaschine.

Der kleinste im Team, Japhet, hatte es dem Minister angetan, nachdem er ihm erklärt hatte, wie sein neuer Arbeitsplatz, der neue Packtisch, funktioniert. 

Danach stellten sich die beiden SES-Expertinnen, Birgit Krämer und Sylvia Josten dem Minister vor, der ihnen für ihre außerordentlich wichtige Arbeit dankte, ohne die der neue Steri nicht hätte in Betrieb gehen können.

vlnr: Mitarbeiterin der CSSD, Birgit Krämer, Gesundheitsminister, Sylvia Josten

Nach der Besichtigung ging’s zum offiziellen Teil mit Reden der wichtigsten Protagonisten.

     

Anschließend erfolgte die offizielle Schlüsselübergabe von Prof. Peter Schuler an  Bischof Samuel, den Träger, und Dr. Salathiel, den Generaldirektor des Krankenhauses.

Der offizielle Teil der Feier endete mit der Danksagung und Überreichung eines Zertifikates an Prof. Dr. Peter Schuler, Dr. Michael Weber und Dr. Erich Feltes für ihr langjähriges Engagement und ihre Unterstützung des Kibogora Hospitals.

  

Nach dem Ende des offiziellen Teils wurde ausgiebig gefeiert. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich.

   

Die Tage nach der Einweihung

Am nächsten Tag hieß es wieder früh aufstehen. Willi Groß begleitete Erich und Michael auf ihrem Weg zum Health Center Cyivugiza. Das liegt 2130m hoch inmitten von riesigen Teeplantagen. Nach der Schulung des Health Center Personals und der Community Health Worker besichtigten sie noch eine Teefabrik in der Nähe.

   

Nachmittags war endlich ein Techniker von Achelis angekommen, der die verschmutzten Wasserfilter reinigte und wusch. Danach lief das Wasser im Technikraum wieder mit normaler Stärke in die Tanks. Morgen sollten jetzt also die Maschinen endlich störungsfrei laufen.

  

Am Freitag dann noch Besuch der Health Center Kibingo und Rangiro. Damit war das Präventionsprogramm für diesmal abgeschlossen. Und welche Freude beim Besuch der CSSD. Nach Sicherstellung der Wasserversorgung liefen nun alle Maschinen in der neuen Sterilisationseinheit wie am Schnürchen. Wenn auch auf den letzten Drücker, aber immerhin noch vor unserer Abfahrt, funktionierte die CSSD jetzt auch. Die Freude bei Personal und den SES-Expertinnen war unverkennbar.

Nachmittags waren alle Arbeiten erledigt und zum Abschied machten wir eine Bootsfahrt über den Kivusee zu einem Restaurant in Kumbya, wo wir alle gegrillten Tilapia aßen, einfach köstlich. 

   

Am nächsten Tag, dann Abschied nehmen vom Kivusee und mit 2 Autos zurück nach Kigali.

 

Der Flieger nach Brüssel war pünktlich und um 06:40 Uhr sind wir wohlbehalten wieder in Europa gelandet.

 

Kibogora Hospital in Ruanda vom 24.09.2022 bis zum 11.10.2022

Endlich wieder zu Hause

Nach einer langen und anstrengenden Reise, war ich froh am 11.10.22 wieder zu Hause zu sein. Aber der Reihe nach:

Samstag, 08.10.2022

Zunächst war heute mal Ausschlafen angesagt. Nach einem gemütlichen Frühstück stand Kofferpacken auf dem Programm. Abends waren wir bei Jean Paul zum Abendessen eingeladen. Es gab gegrillten Tilapia, einfach köstlich. Jean Pauls Kinder, Jesse und Moana, hatten uns gleich in ihr Herz geschlossen. Vor allem unsere Haare hatten es ihnen angetan.

Danach war es Zeit uns von unseren Freunden und dieser großartigen Landschaft zu verabschieden.

Sonntag, 09.10.2022

Um 09:00 Uhr ging’s dann zurück nach Kigali. Adolf fuhr uns sicher wieder über Kibuye in die ruandische Hauptstadt.

Nach einem kurzen Stopp, eine Autostunde vor Kigali, ging’s wieder weiter.

Diesmal übernachteten wir im Onomo Hotel. Nachmittags machten wir einen Spaziergang zum Umbumwe Grande Hotel, von dessen Dachterrasse man einen grandiosen Blick über Kigali hat, vor allem nachts.

Montag, 10.01.2022

Nach dem Auschecken fuhren wir mit dem Taxi ins Hotel Mille Collines, wo wir den Tag bis zu unserem Abflug verbrachten. Um 14:15 Uhr trafen wir hier noch Oscar, um mit ihm über einen Anschlusswartungsvertrag für den Bildverstärker im Kibogora Hospital zu verhandeln. Er machte uns schließlich ein akzeptables Angebot.

Leider war bis jetzt die Zollbefreiung für alle unsere Sterilisationsgeräte noch nicht gewährt. Da wir aber in den letzten 2 Wochen alle Hindernisse aus dem Weg räumen konnten, sind wir nun guter Hoffnung, dass sie bald erfolgen wird und wir hoffen, dass bis Januar alles installiert ist und funktioniert, so dass einer Einweihung von Steri und Chirurgie nichts mehr im Wege steht. Dann werden wir sicher wieder nach Ruanda fliegen.

Jetzt ging es erst mal via Entebbe zurück nach Brüssel und dann nach Frankfurt.

Dienstag, 11.10.2022

Wir sind zwar pünktlich in Frankfurt gelandet, aber wir mussten ca. eine halbe Stunde darauf warten, bis das Gate frei wurde. Dann gab es 1 Stunde Wartezeit am Gepäckband. Somit war mein Zug nach Saarbrücken Geschichte. Da auch der Nachfolgezug wegen Bauarbeiten zu spät war und ich den Anschluss in Ingelheim verpassen würde, bat ich Erich mich in Mannheim am Hauptbahnhof abzusetzen. Von dort ging’s dann aber pünktlich mit dem Regionalexpress nach Saarbrücken, wo mich Astrid um 14:15 Uhr vom Hauptbahnhof abholte.

Freitag, 07.10.2022

Heute ist unser letzter Arbeitstag in Ruanda und der hat’s in sich. Wir besuchen 2 Health Center. Zuerst fahren wir ins weit entfernte HC Mukoma. Auch heute Morgen ist die Fahrt in aller Herrgottsfrühe wieder ein besonderes Erlebnis.

In Mukoma angekommen, war ich neugierig, ob die von uns vor eineinhalb Jahren aufgehängten Plakate noch da waren. Nach kurzer Suche fand ich zumindest noch eins.

Auch hier wieder unser bewährtes Vorgehen. Zunächst begrüßte Michael die Anwesenden und stellte sich und Erich vor. Er erklärte, seit wann sie im Kibogora Hospital aktiv sind und warum sie heute hier seien. Außerdem stellte er das Früherkennungsprogramm für die akute Osteomyelitis im Nyamasheke Distrikt vor und wies auf die wichtige Rolle der Health Center bei diesem Programm hin. Zum Schluss bedankte er sich bei den Schwestern und Pflegern für ihre bisherige Arbeit.

Danach übernahmen Jean Paul und Erich die eigentliche Schulung des Personals. Hierbei hatte Erich heute wieder etwas neues zu bieten. Kein Besen, kein Finger, nein heute war es sein Gehstock, der als Pointer diente.

Auf dem Rückweg ging’s dann noch ins Health Center Kamonyi. Auch hier ging ich auf die Suche nach den Plakaten und fand sie relativ schnell im Warteraum für die Patienten.

Große Erleichterung nach Beendigung der Schulung. Wir hatten es für diesmal geschafft und fuhren zur Missionsstation im Kibogora Hospital zurück. Wir verabredeten uns für 15:00 Uhr mit Jean Paul in seinem Büro um über das weitere Vorgehen zur Erlangung der Zollbefreiung für das Equipment des neuen Steri, die Fertigstellung der Räumlichkeiten dafür und die Inbetriebnahme zu sprechen. Wir setzten uns das Ziel, dass alles bis Januar 2023 erledigt sein soll. Zwei Expertinnen des SES sollten dann die Schulung des Personals für OP und Steri übernehmen. Wir gingen anschließend nochmal in die noch im Fertigstellungsprozess befindlichen Räume des neuen Steris um die neu eingebauten Lüftungsschlitze und Fenster zu begutachten.

Ein Besuch im alten, zur Zeit noch genutzten Steri zeigte uns nochmals sehr deutlich die Notwendigkeit der baldigen Inbetriebnahme des neuen „Central Sterilization Service Departments“ (CSSD). 

Notdürftig unterteilte Bereich für schmutzige und saubere Instrumente, zwei viel kleine und veraltete Autoclaven und Sterilgutlagerung in sterilen Tüchern anstatt in sterilen Boxen. Dies ist auch in Ruanda heute nicht mehr zeitgemäß. Der von uns finanzierte neue Steri wird hier deutliche Verbesserungen schaffen und das Arbeiten in der neuen Maternity und der neuen Chirurgie erst ermöglichen.

Donnerstag, 06.10.2022

Das frühe Aufstehen hat auch was Gutes. Die Morgendämmerung taucht die Landschaft in ein Licht, wie wir es tagsüber nicht sehen.

Da es gestern Abend heftig und lange geregnet hat, ziehen heute Morgen Nebelschwaden durch die Täler und verbreiten eine mystische Stimmung.

 

Dann bricht langsam die Sonne durch den Nebel.

Sie steigt zunächst langsam, dann immer schneller senkrecht nach oben.

Wir fahren wirklich durch eine mystische Landschaft bis wir sehr unsanft aus unseren Träumereien gerissen werden. Unser Toyota Landcruiser streikt. Der Motor geht plötzlich aus und springt nicht mehr an. Erich ist ratlos, und das will was heißen.

Jean Paul holt sich technischen Support über Handy bei einem Automechaniker der Missionsstation. Und siehe da, das Problem wurde gefunden und gelöst. Durch das extreme Schaukeln des Autos auf den grottenschlechten Wegen, hatte sich ein Kabel im Sicherungskasten gelöst und der Motor bekam keinen Strom mehr. Nachdem das Kabel wieder angeklemmt war, sprang der Motor sofort wieder an. Auch in Afrika geht ohne Handy fast nichts mehr!

Kurz vor dem Health Center Muyange fanden wir ein Schild, dass die Partnerschaft zwischen dem Sektor Nyabitekeri und der Stadt Boppard in Rheinland-Pfalz zeigte. Ob da noch was läuft??

Das waren aber noch nicht alle Überraschungen. Im Health Center Muyange gab es heute Morgen keinen Strom. Erich bewies wieder einmal, dass er genau so gut improvisieren konnte wie die Afrikaner. Da ein Powerpoint-Vortrag über Beamer nicht möglich war, ging er mit seinem Laptop durch die Reihen und ließ die Zuhörer auf den Bildschirm schauen.

Mittwoch, 05.10.2022

Mittlerweile wisst ihr ja, wie unser Tagesanfang aussieht. Heute waren wir im Health Center Gisakura im Nyungwe Forrest. Während Erich mittlerweile afrikanisches Improvisationstalent beweist und einen Besen als Zeigestock umfunktioniert, reichen Jean Paul seine Arme um zu erklären, was er sagen will.

Dienstag,04.10.2022

Es wird langsam zur Routine. Frühes Aufstehen, 05:00 Uhr, Abfahrt 05:40 Uhr zum Health Center Mugera noch vor Sonnenaufgang.

Nach der Begrüßung durch Michael halten Erich und Jean Paul einen Vortrag über Osteomyelitis, die Bedeutung der Früherkennung und Behandlung sowie die Verwendung des KOMS-Tests.

Heute waren die Straßen besser befahrbar, da es heute nacht und gestern nicht geregnet hatte.

Und so kamen wir heute ohne Zwischenfälle hin und zurück. Nachmittags schrieben wir dem Staatsminister im Gesundheitsministerium nochmals eine E-Mail, weil ein Brief seines Ministeriums an die Zollbehörde bei seinem parlamentarischen Staatssekretär zur Unterschrift vorlag. Unmittelbar danach wurde der Brief für den Zoll vom Gesundheitsministerium an Jean Paul geschickt, der ihn sofort an den Zoll weiterleitete.

Danach gingen wir ins Krankenhaus, wo wir uns nochmals im Basement der Maternity umschauten, wo ja unser Steri rein soll. Anschließend statteten wir dem Store (Lager) einen Besuch ab, da wir sehen wollten, ob die Schränke mit dem Vorrat an chirurgischen Instrumenten immer noch da stehen, wo sie vor 10 Jahren schon gestanden haben. Dafür musste einer der beiden Lagerverwalter mit dem Schlüssel kommen. Im Lagerraum war aber nichts zu finden, die Schränke standen da, wo sie schon immer gestanden hatten, aber jetzt gehört dieser Raum zur Apotheke. Nachdem eine Mitarbeiterin sie aufgesperrt hatte, stellten wir fest, dass sie noch genau so bestückt waren, wie vor 10 Jahren. 

Diese Schränke gehören jedoch zukünftig in den neuen Steri, damit defektes Material gleich durch neues ersetzt werden kann.

Vom Krankenhaus aus gingen wir dann den Weg unterhalb unserer Unterkunft um uns die Gartenarbeiten mal aus anderer Perspektive anzuschauen. Dort wurde fleißig gerodet um die Anlage fertigzustellen.

Beißender Qualm stieg uns aber dort in die Nase. Wir waren an der Müllverbrennungsanlage des Krankenhauses vorbeigekommen. Unten warf jemand Plastiksäcke ins Feuer und oben kam schwarzer stinkender Qualm raus. Gott sei Dank gibt es sowas bei uns nicht mehr.

Montag, 03.10.2022

Heute war geplant ins Health Center Mwezi zu fahren. Es ist das am weitesten entfernt aller Health Center. Das hieß heute noch früher aufstehen. Um 05:00 ging der Wecker, Abfahrt war um 05:30 Uhr, also noch vor Sonnenaufgang.

Die „Straße“ nach Mwezi ist in einem atemberaubend schlechten Zustand und wir wurden ganz schön durchgerüttelt, obwohl wir einen Toyota Geländewagen fuhren. Durch den Regen gestern Abend war die Oberfläche auch noch sehr schmierig und es passierte, was passieren musste, wir kamen von der Fahrbahn ab und gerieten mit der Hinterachse in einen tiefen Graben.

Nur mit vereinten Kräften gelang die Befreiung. Zur Beschwerung des rechten Vorderrades mussten Erich und ich auf der Motorhaube rechts Platz nehmen.

Nach ungefähr einer halben Stunde war die Rettungsaktion erfolgreich abgeschlossen und der Toyota stand wieder fahrbereit auf der Fahrbahn.

Mit 30minütiger Verspätung erreichten wir dann endlich das Health Center Mwezi. Nach Begrüßung der Teilnehmer und einer kurzen Einführung in das Thema Früherkennung durch Michael Weber übernahmen Erich und Jean Paul, wobei Jean Paul immer größere Anteile von Erichs Vortrag alleine übernahm.

Nachdem wir noch eine Patientin angesehen hatten fuhren wir, diesmal unfallfrei, wieder nach Hause.

Freies Wochenende

Samstag und Sonntag hatten wir kein Programm und wir konnten uns etwas erholen. Wir verbrachten die meiste Zeit auf unserer Terrasse und genossen die tolle Aussicht.

Im Hang vor unserem Haus war man dabei einen terrassenförmigen Garten anzulegen. Da man dafür viele Bäume gefällt hatte, hatte man jetzt eine grandiose Aussicht auf den Kivusee und im Hintergrund auf die Berge des Kongo.

Zum Lunch fuhren wir mit Jean Paul zu einem Restaurant am Kivusee, wo wir einen phantastischen gegrillten Tilapia aßen.

Sonntags war Lesetag, wir waren den ganzen Tag zu Hause und machten nur einen kleinen Spaziergang auf den Markt nach Tyazo. Dort kaufte sich Erich eine Tüte Möhren.

 

Freitag, 30.09.2022

Heute ging es wieder nach Bushenge, diesmal ins Health Center. Wir informierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über unser Ansinnen die chronische Osteomyelitis bei Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen in dem wir sie in einem frühen, akuten  Stadium erkennen und sofort behandeln. Dafür brauchen wir alle Schwestern und Pfleger, die in den Health Centern arbeiten. Wir dankten Ihnen für ihre Arbeit und sagten ihnen, welche wichtige Rolle sie in diesem Früherkennungskonzept spielten. Erich und Jean Paul Nsengiyumva zeigten in einem Vortrag nochmals den Krankheitsverlauf von der akuten zur chronischen Osteomyelitis und erklärten ihnen das wichtigste Screening-Werkzeug für die Früherkennung, den KOMS-Test (KibogoraOsteoMyelits-Screening-Test). Dieser Test wurde 2021 in Zusammenarbeit mit den Ärzten des Kibogora Hospitals und den Schwestern und Pfleger der Health Center entwickelt.

Anschließend verteilten wir Ordner mit den 4 Hauptsymptomen der akuten Osteomyelitis, damit diese ihnen ständig in Erinnerung bleiben.

Danach zeigte man uns einen Jungen mit einem schmerzhaft geschwollenem linken Arm. Zusammen untersuchten wir ihn und füllten zusammen den KOMS-Test aus. Das Ergebnis von 22 Punkten zeigte deutlich, dass der Verdacht auf eine akute Osteomyelitis des Armes vorlag und der Junge wurde stationär ins Bushenge Hospital zur weiteren Diagnostik und Therapie eingewiesen.

Abends erfuhren wir dann, dass die Zollbefreiung noch auf sich warten lässt, da angeblich noch 3 wichtige Dokumente fehlen würden. Völlig unverständlich, dass das jetzt erst aufgefallen sein soll. Unsere Stimmung sank ziemlich in den Keller, aber so sind halt manchmal afrikanische Verhältnisse. Wir trösteten uns mit einem tollen Sonnenuntergang am Kivusee und einem 18jährigen Glenfarclas Single Malt.

Donnerstag, 29.09.2022

Heute hieß es früh aufstehen, da wir schon um 07:30 Uhr auch im Kibogora Hospital Ärzte sowie Pfleger und Pflegerinnen ein Update über unser Früherkennungsprogramm und die Kibogora Osteomyelitis Datenbank geben wollten. Erich übernahm diese Aufgabe in gewohnt souveräner Manier.

Im Anschluss daran war nochmals ein Treffen der Techniker von Achelis mit dem Bauleiter und dem Bauunternehmer in den Räumlichkeiten der neuen Sterilisationseinheit notwendig um letzte Details der erforderlichen Änderungen zu besprechen.

Da wir bis zum späten Nachmittag immer noch kein Ergebnis über die Zollbefreiung hatten, schrieben wir eine Mail an den Staatsminister im Gesundheitsministerium. Wir waren sehr überrascht, dass wir innerhalb von 15 Minuten vom Minister eine Antwort bekamen. Er sicherte uns zu, dass es am nächsten Tag ein Treffen zwischen dem ärztlichen Direktor des Kibogora Hospitals, Dr. Salathiel, dem Rwanda Biomedical Center und der Zollbehörde in Kigali geben werde, wo das Thema entschieden werden sollte. Auch Justin von der Firma Achelis sollte daran teilnehmen. Wir sind sehr gespannt, ob es morgen Abend etwas zu feiern gibt.

Mittwoch, 28.09.2022

Heute in aller Frühe sind wir mit Jean Paul ins Bushenge Hospital gefahren um nochmals über das Programm zur Früherkennung der Osteomyelitis zu informieren. Wie die Erfahrung der letzten Monate gezeigt hat, mussten bestimmte Dinge nochmals erklärt und vertieft werden. Dies übernahm Erich mit einem Powerpoint Vortrag.

Alle hörten sehr interessiert zu und es wurden am Schluss viele Fragen gestellt, die wir beantworten mussten. Nach Besuch des Ärztlichen Direktors, der uns seine Unterstützung bei dem Projekt zusagte, ging’s wieder zurück nach Kibogora.

Heute Mittag kamen dann Frau Siebert, Justin und Prince von der Firma Joh. Achelis um mit uns gemeinsam die Räumlichkeiten des Steris in Augenschein zu nehmen.

Dieser Termin war sehr wichtig, da die Techniker von Achelis mit Fabrice, dem Bauleiter noch einige wichtige Änderungen besprechen konnten. Danach zeigten wir ihnen noch das neue Chirurgiegebäude, von dem alle sehr begeistert waren.

Erich assistierte Samy, dem neuen Orthopäden und Unfallchirurgen, noch eine Metallentfernung bei Claude, den wir letztes Jahr operiert hatten. Bis auf einen chronischen, aber nur leichten Platteninfekt, war das Ergebnis sehr gut geworden. Der Junge konnte wieder schmerzfrei laufen und sein Knie frei bewegen. Wir hoffen, dass nach der Plattenentfernung der Infekt auch ausheilt.

Wie schön es ist wieder hier zu sein

Seit dem 25.09.22 befinden sich Dr. Erich Feltes und Dr. Michael Weber wieder im Kibogora Hospital am Kivusee (siehe Bild oben). Dort genießen sie nicht nur die traumhafte Lage, sondern wollen vor Ort bei der Installation der Maschinen, Geräte und Einrichtungsgegenständen für die neue zentrale Sterilisationseinheit dabei sein. Die Besichtigung der Räumlichkeiten zeigt, dass diese bald fertig sein werden. Nur noch Fußboden und Malerarbeiten sind zu erledigen.

Am Mittwoch kommen Mitarbeiter und Techniker der Firma Achelis aus Bremen um die Räumlichkeiten zu begutachten und gegebenenfalls noch notwendige Änderungen vornehmen zu lassen. Am Mittwoch spätestens entscheidet sich auch hoffentlich Genehmigung der endgültigen Zollbefreiung der importierten Güter. Bis dahin bleibt Zeit die Ärzte, Schwestern und Pfleger des Kibogora Hospitals nochmals in der Prävention der chronischen Osteomyelitis zu unterrichten. Eine Optimierung der Datenbank zur Erfassung aller Osteomyelitisfälle wurde mit dem Datenmanager des Krankenhauses, Theogene, und der Dokumentationsassistentin, Pierrine, schon besprochen.

Sehr schön geworden ist das von Rotary und BMZ finanzierte neue Gebäude der Chirurgie. Die Einrichtungsgegenstände sollen von der Regierung Ruandas bis Ende des Jahres geliefert werden.

Prof. Dr. Peter Schuler und Dr. Michael Weber erneut in Ruanda zur Planung der neuen zentralen Sterilisationseinheit am Kibogora Hospital

Vom 30.10.21 bis zum 15.11.21 reisten Prof. Peter Schuler und Dr. Michael Weber schon zum zweiten Mal für dieses Jahr nach Ruanda. Diesmal hauptsächlich zur Planung der neuen Sterilisationseinheit für das Kibogora Hospital. Der von BMZ und Rotary Deutschland finanzierte Neubau der Chirurgie wird Ende des Jahres fertiggestellt sein. Der von „Better together“ finanzierte Neubau der Gynäkologie und Geburtshilfe ist in vollem Gang. Unser Plan ist die neue Sterilisationseinheit dort im Unterschoss einzurichten. Dies und noch viele andere Dinge mussten mit dem Kibogora Hospital noch besprochen werden.
Nach unserer pünktlichen Landung in Kigali mussten wir uns trotz dreifacher Impfung gegen Corona einem PCR-Test unterziehen und bis zu dessen Ergebnis im gebuchten Hotel bleiben.

Da wir vorhatten uns in 3 Krankenhäusern in Kigali die Sterilisationseinheiten anzusehen, den Staatsminister im Gesundheitsministerium und den deutschen Botschafter zu treffen, mussten wir sowieso ein paar Tage in Kigali bleiben. Nachdem man uns im ersten Krankenhaus, dem Militärhospital, allerdings den Zugang zum Steri verwehrt hatte, waren wir zunächst sehr enttäuscht. Gott sei Dank empfingen uns die anderen Krankenhäuser (King Faisal und CHUK) sehr freundlich und zeigten uns sehr gerne ihre CSSD (Central Sterilisation Service Departement). Wir konnten dadurch wichtige Erkenntnisse bezüglich der Raumaufteilung und den verwendeten Geräten gewinnen. In Ruanda sind fast ausschließlich Sterilisatoren von Tuttnauer und Matachana im Einsatz. Am Vorabend unseres Besuchs beim Staatsminister trafen wir auch Dr. Salathiel, den ärztlichen Direktor des Kibogora Hospitals. Peter wies ihn darauf hin, dass es unverzichtbar sei, dass die Verantwortlichkeiten, wer für was zuständig sei, klar und schriftlich fixiert, geklärt werden müsse. Die Osteomyelitishilfe kümmert sich ausschließlich um die Einrichtung des Steris (Maschinen, Regale, Möbel und Sanitär) und nicht um Gebäude, Installation, Elektrik, Wasser, Abwasser usw. Das Kibogora Hospital stellt die Räumlichkeit im Basement der neuen Maternity dafür zur Verfügung. Dies muss in einem Vertrag zwischen dem Kibogora Hospital und dem Verein Osteomyelitishilfe e.V. schriftlich festgehalten werden. Dr. Salathiel sicherte dies alles zu. Nach dem Treffen mit Dr. Tharcisse, dem Staatsminister im Gesundheitsministerium, den wir nicht nur über unser Projekt Sterilisationseinheit für das Kibogora Hospital informierten, sondern auch über den Stand des Chirurgieneubaus und des Präventionsprogramms von Rotary und BMZ, fuhren wir zur Residenz des deutschen Botschafters, wo wir zum Mittagessen mit ihm und seiner Frau eingeladen waren. In diesen beiden Stunden konnten wir auch den deutschen Botschafter auf den neusten Stand unserer Vorhaben am Kibogora Hospital und im Nyamasheke Distrikt bringen. Wir aßen auf der Terrasse Hähnchenschenkel mit Kochbananen, afrikanischem Spinat und Cassava. Dazu ein Salatteller, mit grünem Salat, Papaya und Avocados. Zum Nachtisch selbstgemachtes Vanilleeis mit flambierten Bananen. Dazu gab es einen sehr leckeren Nahewein aus Bad Kreuznach, dem Heimatort des Botschafters.
Danach fuhren wir ins Onomo-Hotel unser Gepäck holen und dann ging‘s weiter nach Kibogora. Dort kamen wir um 21:00 Uhr an und fanden zu unserer Freude „green bottles“ im Kühlschrank. Wir bekamen sogar noch ein Abendessen und danach ging’s ins Bett ohne die Koffer noch auszupacken.

Am nächsten Tag konnten wir uns selbst über die Fortschritte der Baumaßnahmen ein Bild machen. Wir waren sehr überrascht, wie weit fortgeschritten sowohl der Neubau der Chirurgie als auch der Maternity waren. Wie wir heute zu unserer Überraschung auch erfahren hatten, beteiligt sich das Krankenhaus an der Einrichtung des Steris und stellt einen Autoclaven mit Siebwagen, Regal und Testkit zur Verfügung.

Wir fanden die Kisten auf unserem Weg zur Baustelle auf einem überdachten Verbindungsgang. Wie wir später herausfanden, handelt es sich um einen Dampfsterilisator von Matachana SC 500 mit 2 Türen, so dass damit die Entscheidung für uns, auch Matachana-Geräte zu bestellen, gefallen war. Im weiteren Verlauf unseres Aufenthaltes trafen wir auch Fabrice, den Bauleiter der Maternity. Er versicherte uns, dass wir spätestens ab 31.03.2022 mit der Einrichtung der Sterilisationseinheit im Basement der Maternity beginnen konnten. Als wir dann noch erfuhren, dass die Bestellung, der Versand, die Installation und Wartung von einer deutschen Firma aus Bremen übernommen würden, war unsere Freude groß. Die Verwirklichung unseres Projektes wurde nahm schneller als erwartet Fahrt auf. Kurz vor unserem Rückflug nach Deutschland konnte Michael schon mit der Firma Joh. Achelis aus Bremen Kontakt aufnehmen.

Peter und Michael besuchten aber auch wieder 19 von 20 Health Center im Nyamasheke Distrikt um sich nach der Umsetzung des im April/Mai begonnenen Präventionsprogramm zu erkundigen. Mit Jean-Paul und Xavier vom Kibogora Hospital erinnerten sie die Community Health Worker nochmals an die 4 Hauptsymptome der akuten Osteomyelitis zur Früherkennung dieser Krankheit.

Ganz besonders freuten wir uns aber, dass wir Claude nochmals gesehen haben, den Erich Feltes und Michael Weber letztmals im Dezember 2019 operiert hatten. Die Infektion in seinem linken Bein war abgeklungen. Die transplantierte Fibula hatte bereits den Umfang der Tibia angenommen. Es bestand aber noch eine Pseudarthrose im proximalen Bereich sowie eine deutliche Antekurvationsfehlstellung. Beides konnte Michael durch eine Operation am 09.11.2021 beheben. Neben einer Oberschenkelfraktur und einer Tibiakopf- und Tibiaschaftfraktur operierten Michael und Peter noch eine Humerusosteomyelitis indem sie einen großen Sequester aus dem Oberarm eines Jungen entfernten.

Während unseres Aufenthaltes hatten wir auch die Gelegenheit uns die CSSD des Bushenge Hospitals anzusehen. Hier sahen wir den Sterilisator SC500 E2 von Matachana im Echtbetrieb. Der saubere Bereich und der sterile Bereich waren durch 2 Holzwände getrennt. Dazwischen stand der Autoclav. Die sauberen Instrumente wurden von der sauberen Seite aus in den Dampfsterilisator eingebracht und nach der Sterilisation auf der anderen, sterilen Seite entnommen. So müssen wir das wohl im Kibogora Hospital auch machen. Die Planung der CSSD muss entsprechend geändert werden. Nach Besichtigung des Steris im Bushenge Hospital hatte Michael jetzt mehr Klarheit über das weitere Vorgehen als vorher.

Alles in allem ein sehr wichtiger und informativer Aufenthalt in Ruanda, ohne den wir unser Projekt „Neue zentrale Sterilisationseinheit für das Kibogora Hospital“ nicht oder zumindest nicht so schnell verwirklichen können. Zu Hause in Deutschland werden wir die Pläne an die neuen Erkenntnisse anpassen, ein Angebot bei Achelis in Bremen anfordern und einen Kooperationsvertrag mit dem Kibogora Hospital ausarbeiten. Zufrieden mit dem Erreichten und nach Erhalt unseres negativen PCR-Tests konnten wir dann am 15.11.2021 Ruanda wieder verlassen.

 

Früherkennungsprogramm zur Vermeidung der chronischen Osteomyelitis in Ruanda gestartet

Prof. Dr. Peter Schuler, Dr. Erich Feltes, Dr. Michael Weber sorgten 5 Wochen lang (vom 10.04.21 bis zum 15.05.21) für die inhaltliche, organisatorische und strukturelle Umsetzung des von Rotary Deutschland und dem BMZ finanzierten Präventionsprogramms und des OP-Neubaus im Kibogora Hospital in Ruanda. 

Simulation des geplanten OP-Neubaus des Kibogora Hospitals in Ruanda

Das Kibogora Hospital liegt im Nyamasheke District.  Das Präventionsprogramm, ist ein Pilotprojekt, welches im gesamten District zur Anwendung kommt und bei Erfolg, landesweit ausgedehnt werden kann. Zunächst erfolgte die Vorstellung des Vorhabens beim Staatsminister im Gesundheitsministerium Dr. Tharcisse Mpunga, beim deutschen Botschafter in Kigali Dr. Thomas Kurz, bei Bischof Samuel, dem Oberhaupt der freien methodistischen Kirche Ruandas (Trägerin des Kibogora Hospitals), bei der Bürgermeisterin und dem Director of Public Health des Nyamasheke Districtes.

V.l.n.r.: Dr. Michael Weber, Botschafter Dr. Thomas Kurz, Dr. Erich Feltes, Prof. Dr. Peter Schuler

 

V.l.n.r.: Prof. Dr. Peter Schuler, Dr. Erich Feltes, Staatsminister Dr. Tharcisse Mpunga,
Dr. Michael Weber, Jean Paul Nsengiyumva (Koordinator vor Ort)

Danach wurde mit den chirurgischen Ärzten des Kibogora Hospitals die Umsetzung und Planung des Programms entwickelt, eine Datenbank für alle Osteomyelitispatienten installiert und sowohl im Kibogora Hospital als auch im Bushenge Hospital, dem 2. Krankenhaus im District, eine Dokumentationsassistentin bestimmt.

V.l.n.r.: Prof. Dr. Peter Schuler, Dr. René (Orthopäde und Unfallchirurg), Dr. Ronald (Allgemeinchiururg), Dr. Erich Feltes

In der dritten Woche erfolgte dann die Schulung der Krankenschwestern und -pfleger aller 20 Health Center des Nyamasheke Districtes durch die ruandischen Ärzte des Kibogora Hospitals in 3 Gruppen an jeweils 2 Tagen. Hier erfuhren die Schwestern und Pfleger, wie man die Hauptsymptome der akuten Osteomyelitis erkennen kann und was dann zu tun ist. Wenn die Osteomyelitis rechtzeitig in ihrem akuten Stadium erkannt wird, ist sie relativ leicht mit der Gabe von Antibiotika zu behandeln und all die schweren chronischen Verlaufsformen können vermieden werden.

Die Health Center in Ruanda sind kleinere Gesundheitsstationen für Entbindungen, kleine Chirurgie, ambulante und kurzfristige stationäre Behandlungen, die den Districtkrankenhäusern zugeordnet sind. Sie werden ausschließlich von Pflegekräften geleitet. Jedem Health Center zugeordnet sind wiederum im Schnitt 120 Community Health Worker, das sind freiwillige Laien, die sich in den Ortschaften um die Gesundheit der Familien kümmern.

In den letzten beiden Wochen besuchten Prof. Dr. Schuler und Dr. Weber jedes einzelne der 20 Health Center im Nyamasheke District und unterstützten dabei Jean Paul und Xavier daus dem Kibogora Hospital bei der Unterrichtung der mehr als 2000 Community Health Worker in der Erkennung der Frühsymptome der akuten Osteomyelitis, nämlich „Schmerz, Schwellung, Überwärmung und Fieber“. Hierzu zeigten sie auf großen Plakaten die 4 Hauptsymptome und die daraus sich ergebenden Konsequenzen. Zur Erinnerung an die Schulung bekam jeder Community Health Worker einen Handzettel mit der gleichen Botschaft in englischer und ruandischer Sprache mit nach Hause, damit sie zukünftig nicht nur Malaria, Durchfall und Pneumonie, sondern auch die akute Osteomyelitis erkennen können.

Die Route durch das Nyamasheke District zu den 20 Health Centren

Nach 5 Wochen harter Arbeit und einem negativen Covid-19 PCR-Test waren alle froh wieder nach Hause zu kommen. Wenn durch dieses Programm die Osteomyelitis bei Kindern und Jugendlichen früher erkannt und behandelt wird, könnten zukünftig die schweren Behinderungen und Folgen der chronischen Osteomyelitis verhindert werden.


Dr. Werner Scheck & Dr. Jochen Duchow

Kibogora-Hospital, Ruanda

September 2018
Abflug in Frankfurt, über Brüssel nach Kigali. Flug komfortabel, ausreichend Lektüre und Filmprogramm an Bord. Ankunft spät am Abend in Kigali, die Einreise verläuft problemlos, erwartet werden wir von einem Fahrer des 5to5 Hotels. Durch die Nacht geht es durch den regen Verkehr zum nahe gelegenen Hotel. Dort essen wir zu Abend und gehen nach einem Bier schlafen.

Am nächsten Morgen erwarten wir den Fahrer vom Krankenhaus um neun Uhr. Kurz vorher erreicht uns eine E-Mail von Julie, die uns mitteilt, dass es bei der Übergabe Probleme gegeben habe. Neuer Zeitpunkt 13:00 Uhr. Wir machen uns auf zu einem dreistündigen Spaziergang in die Umgebung des Hotels und erkunden Kigali zu Fuss. Um eins ist der Fahrer dann da und es geht los nach Kibogora. Die sechsstündige Fahrt führt durch das schöne Umland von Kigali, wir sehen zum ersten Mal den Kivusee und kommen bei einbrechender Dunkelheit in Kibogora an.

In der Mission empfängt uns Julie, zeigt uns unsere Unterkunft und erklärt alles notwendige. Da Werner vor sechs Jahren schon mal vor Ort war, weiß er im Wesentlichen schon über die Abläufe Bescheid. Eigentlich sollte uns Doktor Ronald eine Übergabe machen, der sei aber mit einem Notfall im OP. Wir nutzen die Gelegenheit und gehen noch am Abend ins Krankenhaus und treffen Ronald im OP. Er operiert ein siebenjähriges Kind mit perforiertem Appendix, leider in schlechtem Zustand (septischer Schock). Das Kind wird in der Nacht versterben.

Unsere Unterbringung in der Mission ist hervorragend. Wir haben ein eigenes kleines
Häuschen mit Terrasse, von dort Blick auf den See, große Bäume umgeben uns. Wir
beobachten die vielen Vögel und bewundern den Pflanzgarten. Versorgt werden wir von den Damen der Mission, die frühmorgens jeden Tag das Frühstück vorbeibringen und, da wir keine regelmäßigen Essens-Termine einhalten können unser Essen im Kühlschrank deponieren. Die Verpflegung ist reichlich. An einigen Tagen setzen wir den Nachschub aus, damit wir das von den Vortagen übrig gebliebene aufbrauchen können. Am folgenden Morgen nehmen wir sowie auch an allen weiteren Tagen um sieben Uhr am Gottesdienst und der anschließenden Frühbesprechung teil. Wir stellen uns vor, die Aufnahme ist sehr herzlich. Uns zugeteilt wird Intern Josef, ein junger Arzt im ersten Jahr nach Studienabschluss. Er soll uns in den kommenden zwei
Wochen begleiten und übersetzen.

Gleich am ersten Tag versorgen wir einige tagealte Unterarm-Frakturen. So können wir uns an die OP Gegebenheiten gewöhnen. Während das Anästhesie Team sehr effizient agiert, ist die OP-Pflege etwas unorganisiert und immer dann, wenn wir nach Implantaten fragen, werden erst mal die Schultern gezuckt. Wir machen uns deshalb über die gepackten Siebe her, um zu prüfen, was wo vorhanden ist. Auch holen wir aus den Regalen mit unzähligen Platten, Schrauben, Fixateuren und Instrumenten Material, stellen insbesondere Fixateur-Sets zusammen und lassen das Ganze sterilisieren. In den folgenden Tagen bewährt sich diese Maßnahme, da wir dadurch auch mit wechselnder Besetzung der OP-Pfleger selbst wissen, welches Material zur Verfügung steht. Am zweiten Tag vor Ort ist Sprechstunden Tag. Gemeinsam mit Josef sehen wir viele einbestellte Patienten, ganz unterschiedliche Fälle, zum Teil Kontrollen nach Osteomyelitis.

Die Sprechstunde findet direkt neben der Röntgenabteilung statt. So lernen wir rasch, dass die beiden Röntgenassistenten für uns die wichtigste Informations-Quelle werden: Sie sind beide sehr engagiert und wissen über die aktuellen Fälle Bescheid, kennen auch viele Patienten aus der Vergangenheit und können auf das
Informationssystemen zurückgreifen. So werden wir uns in den kommenden Tagen immer wieder dort melden und fragen, ob es neue Fälle für uns gibt. Aus der Sprechstunde heraus füllt sich der OP Plan für die kommenden Tage, am Abend
versorgt Werner noch eine infizierte Wunde bei offener Unterarmfraktur, die bis dahin konservativ behandelt wurde.

Wir planen für den Folgetag die Versorgung mit einem Fixateur (der erstmal nicht steril ist). Anibiotika sind in ausreichender Menge vorhanden. Auch auf den Visiten begleitet uns Josef und stellt uns die Patienten vor. Rasch wird klar, daß Verbandsmaterial Mangelware ist. Die Verbände werden recht „flapsig“, mit einer Hand die Krankenakte haltend, mit der anderen wickelnd im Bett abgenommen, die Wunde inspiziert und anschließend das ganze wieder angelegt. Wie wichtig war es, dass uns Michael Weber eine ganze große Reisetasche mit Mullbinden und sterilen Kompresson mitgegeben hat! Demgegenüber ist die ganze Hardware, die wir dabei haben (Platten, Schrauben, Instrumente) eigentlich unnötig und bereits in unüberschaubarer Menge und Mischung vorhanden. Leider fehlt auch Desinfektionsmittel. An manchen Tagen können wir uns deshalb nur mit Seife einwaschen. Oft geht ein OP Pfleger zwischenzeitlich los und organisiert welches.
Neu für uns ist der vor Ort vorhandene SIGN-Nagel, ein für die Entwicklungsländer
speziell entwickeltes Implantat. Wir sind beide fasziniert von der Einfachheit des Systems. Zwar können wir den Bildwandler im OP zur Frakturversorgung nutzen, grundsätzlich wäre eine Versorgung aber auch ohne Bildwandler möglich. Zum Teil sind wir erstaunt, dass akut Verletzte nicht gleich versorgt werden, sondern nach
der stationären Aufnahme erst mal mit Verband versorgt und ins Bett gelegt werden.
So finden wir während unseres Aufenthaltes immer wieder mal ein Kind mit einer Fraktur, das seit einem Tag mit einer Schiene aus Karton herum läuft (trotz erheblicher Fehlstellung und Schmerzen) oder einen älteren Mann mit tiefen Fleischwunden nach einem tätlichen Angriff mit einer Machete, der seit einem Tag ohne Wundversorgung auf Station verbringt. Anfänglich sind Teile der Belegschaft erstaunt, dass wir am frühen Abend noch gewillt sind, Kinder mit dislozierten Frakturen zu versorgen und auch darauf drängen.

Erfreulicherweise sind insbesondere die Anästhesisten sehr bemüht und kooperativ und ermöglichen so eine zeitnahe Versorgung. In der zweiten Woche haben wir an einem Nachmittag ab 16:00 Uhr alle Arbeit erledigt – ungewohnt für uns, aber wir freuen uns auf 2 Stunden Helligkeit zum Lesen und Gitarrespielen im Garten mit Blick auf den See. Aber Josef kommt und die Ecke und berichtet über drei Notfälle in der Ambulanz. Diese stellen sich heraus als Patienten mit offenen Unterschenkelfrakturen – ein Patient hat zusätzlich eine geschlossene Oberschenkelfraktur. Nach einer Not-Sektio können wir anfangen und sind froh über unsere zusammengestellten Fixateur-Sets. Um 3:00 Uhr nachts sind wir fertig, am Folgetag verpassen wir erstmals den Gottesdienst. So verbringen wir unsere Tage eigentlich ausschließlich mit der Arbeit in der Klinik, nur am Wochenende haben wir Zeit für Ausflüge in die Umgebung.

Am freien Samstag fahren wir mit einem Fahrer der Mission in den eine Stunde entfernten Nyungwe-National Park und machen die Wanderung zum Wasserfall. Am folgenden Sonntag dann eine ausgedehnte Wanderung zu der zur Mission gehörenden Halbinsel am Ufer des Sees. Ganz nach dem Motto“der Weg ist das Ziel“verlaufen wir uns mehrfach, erleben aber unterwegs einiges mit den Menschen die uns begegnen und uns weiterhelfen. Zu guter letzt werden wir von einem Mann mit auf seine Insel genommen, lernen seine Familie kennen und er bringt uns mit einem extra organisierten Boot zur Halbinsel, (wo Julie auf uns bereits wartet).

Auch in den letzten Tagen unseres Aufenthaltes haben wir viel zu tun. Wir sehen noch
einige Patienten, denen wir hätten helfen können, wenn wir im Vorfeld von ihren Fällen Kenntnis gehabt hätten (z.B. Klumfüsse). Wir behalten das für ein mögliches Wiederkommen im Hinterkopf. Am letzten Abend erstellen wir eine Liste mit allen von uns operierten Patienten, um Ashley und Klemens zu informieren. Erfreulicherweise kann ich Ashley per whatsapp erreichen und mit ihm über die Lage vor Ort sprechen. Bereits im Vorfeld hatten wir den Beiden mitteilen können, woran es vor Ort am meisten mangelt. Leider kommt der Tag des Abschiedes. Wie vereinbart holt uns unser Fahrer am Mittag in der Mission ab und bringt uns den langen Weg zurück nach Kigali. Zunächst fährt er zum Hotel, ist dann erstaunt, dass wir zum Flughafen wollen. Aber am Ende alles kein Problem, die Rückreise treten wir, wie geplant, mit dem Flug nach Brüssel an. Zusammenfassend waren wir uns einig, dass uns der Aufenthalt in Kibogora gut gefallen hat und wir viel Neues gelernt und Interessantes erlebt haben. Die Menschen waren ganz überwiegend sehr freundlich und dankbar, wie immer gab es interessierte, gewissenhafte, willige und andererseits phlegmatische, antriebslose. Die wichtigsten Gesprächspartner vor Ort haben sich alle verabschiedet und gefragt, wann wir wiederkommen. Das hat uns sehr gefreut!

Natürlich gibt es einige Dinge, die wir, falls wir nochmals nach Kibogora fahren können, besser und anders machen würden: Einerseits die Vorbereitung unsererseits auf die erforderlichen Operationsverfahren vor Ort (zum Beispiel Korrektur von Klumpfüßen, Versorgung der Osteomyelititis), andererseits die Vorbereitung vor Ort durch gezielte Einbestellung von Patienten, die von einer Behandlung durch uns profitieren können. Möglicherweise könnte das Internet hier hilfreich sein.
Für die Ermöglichung dieser Reise sind wir allen Beteiligten, allen voran Michael Weber, sehr dankbar. Frau Gerlach danken wir für die perfekte Organisation.

Murakoze
Werner Scheck und Jochen Duchow

Dr. Iris Schleicher & Dr. Reiner Wirbel
St. Gabriels-Hospital, Malawi

Sa, 01.09.2018
Hinflug über Addis Abeba einigermaßen problemlos. 3 Stunden in Addis waren ok. Nachtflug wenig Schlaf, Essen mittelmäßig.

So, 02.09.2018
Trotzdem wir bereits über die Einreisemodalitäten von Michael und Erich wussten, zog sich das über 1 Stunde hin. Hatten schnell das Formular ausgefüllt, dann aber Warten am Schalter für den Stempel, danach beim Bezahlen, dann beim Einkleben und zum Schluss noch ewig bei Passkontrolle. Harold, der Fahrer vom Hospital holte uns ab, wir tauschten noch Geld und kauften ein paar Lebensmittel im Supermarkt auf dem Weg. Leider hatten wir vergessen, bei Airtel (der malawenischen Telekom) am Flughafen vorbeizuschauen, aber Harold sagte uns später, die hätten sonntags sowieso zu. Sind im Surgeons-Guesthouse untergebracht. Wirkte relativ schmutzig, Betten waren nicht frisch bezogen und Licht funktionierte nicht. Haben erst mal Spaziergang in der Umgebung gemacht, beim Rückweg sind wir dann im Zita-Haus vorbei gegangen. Dort haben wir Katrin, eine deutsche Ass.-Ärztin in pädiatrischer Weiterbildung, die 6 Wochen hier ist, kennengelernt. Sie war etwas desillusioniert, gab uns allerdings Bettwäsche von dort mit. Fühlten uns irgendwie verloren.
Später kam Bintoni, der Koch vorbei. Wir vereinbarten, dass er morgen für uns einkaufen geht und ab morgen Abend auch kocht. Dann kam tatsächlich noch ein Elektriker, der das Licht wieder zum Laufen brachte. Er stellte uns auch unseren Security-Mann vor, der ab Dunkelheitseinbruch wie ein Schatten in einer Ecke steht. Leider noch kein Internet. Bier hätte gut getan… 

Mo, 03.09.2018
Bintoni kommt vorbei, wir geben ihm 60000 Kwacha zum Einkaufen.
7:30 Morgentreffen. Die diensthabenden Schwestern berichten von Neuaufnahmen. Dr. Mbeha stellt uns vor. Darwin zeigt uns das ganze Hospital. HDU (High dependency unit),  Labour ward, Private wing, male surgical ward, female surgical ward, big pediatric ward, outpatient clinic wo alle Patienten triagiert werden und in die entsprechenden Ambulanzen geschickt werden. Gipsraum, Raum für minor surgery, OP. Lernen Dr. Peter Nietzsche (Gastroenterologe) kennen, verabreden für heute Abend afrikanisches Essen in einem Restaurant zusammen mit Katrin und Marina, einer luxemburgischen Hebamme. Danach ward round (Visite). Heute im OP 2 Kleinkinder mit Hernie, eines davon wurde jedoch gefüttert und wird auf morgen verlegt. Dann somnolenter 13 jhg. mit V.a. Ileus, der mit akutem Abdomen apratomiert wurde. Darwin operierte beides, Reiner assistierte. Schauten uns die Siebe an und auch den Store Room 15. Viele Instrumente… teilweise nicht sortiert. Für morgen haben wir eine 14 jhg. mit Osteomyelitis der Tibia geplant, für übermorgen eine Muskellappen bei offener Tibiafraktur, die schon mit ext. Fixateur versorgt ist, der Knochen aber frei liegt. Evtl. Kommen dann noch diverse Debridements von Ulcera dazu. Mit dem Internet gestaltet sich echt schwierig. Seit diesem Sommer müssen sich alle bei Airtel registrieren. Die SIM-Karte, die ich in Namitondo gekauft habe, konnte ich gerade wieder entsorgen, da sie keine Registrierungsnummer hatte. Catryn, die Sekretärin half mir, mich zu registrieren, hat mir auch geholfen, ,,Bundels“ für Internet aufzuspielen. Trotzdem hat es bisher nicht funktioniert… Abends sind wir dann mit Peter, Katrin und Marina in den Nachbarort zu Dorothy gefahren, haben dort in simplem Steinraum für 3000 Kwacha (ca. 3,50 Euro) afrikanisch gegessen. Peter hatte einen Portwein mitgebracht. Es gab Ziegenfleisch, Chicken, Maisfladen, Reis und diverse Gemüse. War sehr authentisch. Der Sternenhimmel ist übrigens fantastisch, die Milchstrasse, Mars und Venus deutlich zu sehen. 

Di, 04.09.2018
Nach der Ward round operierte ich zusammen mit Reiner das 14 jährige Mädchen mit Osteomyelitis der Tibia. War sehr mühsam, die sehr sklerosierte Tibia mit stumpfen Meiseln zu eröffnen. Regina und Darwin gaben sich sehr viel Mühe, uns alles zu beschaffen, was wir brauchten, aber das einzige Elektrokautergerät war zuvor bei einem Notfall verwendet worden und akkubetriebene Säge gibt es nicht Wir hatten uns am Tag zuvor schon die Siebe zurechtgelegt und kamen so auch ganz gut hin. Eröffnete fast die komplette Tibia, da insbesondere distal ein großer Knochenabzeß war. Leider hatten wir keine Antibiotikaketten mitgenommen, was wir nun bereuten. Konnten aber immerhin gut debridieren und mit Lavasept-ähnlicher Lösung spülen, so dass es zum Schluss sauber aussah. Der Vormittag war damit schon um und in den schweren Bleischürzen schwitzt man ziemlich, so dass die tägliche lange Mittagspause von 2,5h gut tat. Nachmittags assistierten wir Darwin abwechselnd 2 Leistenhernien. Catryn, die Sekretärin hatte sich nochmal der Telefon- und Internetgeschichte angenommen und nach nochmaliger Registrierung funktionierte abends dann endlich alles! Wir gingen nach Feierabend in Namitondo in einer Bar Bier holen und setzten uns zum Sonnenuntergang in den Garten. Bintoni kochte ein Riesen-Mahl für uns mit sehr leckeren Frikadellen, Blumenkohl und Kartoffeln. Außerdem zeigte er sich so unzufrieden mit dem Zustand der Küche, dass er eine wahre Putzorgie begann und am nächsten Tag weitermachen wollte. Wir gingen abends noch auf ein Bier zu dem gynäkologischen Kollegen Dr. Flohr und seiner kenianischen Frau Katrin, die seit fast 3 Jahren hier sind. War ein schöner Abend mit interessanten Gesprächen. Wir erfuhren auch einiges über die Struktur des Hospitals und die Ärzte, die dort arbeiten. 

Mi, 05.09.2018
Bintoni kam morgens und putzte die ganze Wohnung blitzblank!!! Wir machten ward round, sahen diverse Fälle im Verbandszimmer und planten Ops für die nächsten Tage. Hätte gerne ein paar Deformitäten gesehen, aber bisher sind es v.a. bauchchirurgische und unfallchirurgische Patienten. Einige mit chronischen Wunden, die von einer Vakuum-Therapie profitieren würden. Wir planten Debridements bei manchen, bei anderen Hauttransplantationen, eine Kind mit Verbrennungen der gesamten Rumpfseite wollen wir weiter mit Flammazine-Verbänden behandeln. Im Op operierten wir vormittags einen Mann, der eine offene Unterschenkelfraktur erlitten hatte und vor ca. 2 Wochen mit einem Fix. ext. versorgt worden war. Leider lag der Knochen frei, so dass wir einen Gastrocnemiuslappen machten, etwas Knochen reserzierten und die Stellung verbesserten. Darwin kann selbständig dann später über den noch freien Arealen eine Hauttransplantation durchführen. Nachmittags kamen 2 Frauen in die Ambulanz mit starken Bauchschmerzen. Peter Nietzsche ist sehr gut im Ultraschall und bei einer Frau sah man eine große eingeblutete Zyste in der Leber, bei der anderen einen riesigen Tumor vor der Blase, der kurz vorm Perforieren war , kranial davon auch noch zusätzliche Eiteransammlung. Beide wurden nach Lilongwe zur weiteren Therapie verlegt und da Darwin damit viel zu tun hatte, machten Reiner und ich die beiden Nachmittags-Ops (Umbilikalhernie und chron. Abzess linker Trochanter). Der Abzess war schon perforiert und bestand anscheinend schon seit 5 Monaten. Die Faszie war offen und in der Muskulatur ein calcifizierter Tumor. Eine pathologische Untersuchung wird nur durchgeführt, wenn der Patient dies bezahlt. Ich entnahm eine Probe und wollte dies später mit dem Patienten besprechen. Bis wir fertig waren, war es nach 17 Uhr und man merkt dann schon, dass alle möglichst schnell heim wollen. Der Patient wurde einfach im Gang stehen gelassen, hatte zwar nur eine Spinalanästhesie, aber trotzdem lag er da mit weiten Augen in der Dunkelheit. Da niemand von der Station auftauchte, um ihn abzuholen, schob ich ihn mit dem diensthabenden Pfleger aus dem OP in die Station. Abends saß ich lange im Garten und dachte über diese andere Sphäre, die man hier betrachtet nach… 

Do, 06.09.2018
Stand um 5:30 auf und lief in der Morgendämmerung eine kleine Runde ums Dorf. Um diese Zeit ist alles noch ruhig und nur wenige Menschen unterwegs.
Leider ist der Patient, dem wir morgen eine große Hauttransplantation am rechten Unterschenkel nach ursprünglicher Cellulitis machen wollten, abgehauen. Das kommt wohl öfters vor. Der Junge mit dem geschwollenen US von gestern, bei dem wir eine Osteomyelitis angenommen haben, hatte im Röntgenbild keinen V.a. diese und war gestern in der Ambulanz noch inzidiert worden, wobei sich Eiter entleerte. Er ist noch stationär und bekommt Antibiose. Ein erschütternder Fall ist auch ein Mädchen aus Zambia, das nach mehrfachen Bauch-OPs eine Dünndarmfistel hatte und komplett unterernährt war. Die Anlage eines Stomabeutels klappte erst beim 2. Mal und nun wird versucht, das Kind irgendwie erst mal zu ernähren. Im OP operierten wir einen Mann mit DA-Fraktur, die ca 1 Woche alt war (Plattenosteosynthese). Dann kam Darwin in den OP und ich assistierte ihm Entfernung von ESINs am Femur und Reiner eine Sekundärnaht am Abdomen. In der Ambulanz waren in der Zwischenzeit 3 Frakturen aufgetaucht (Ellbogenluxation von vor 1 Woche, dist. Radiusfraktur bei 16jhg. und suprakondyläre Humerusfraktur bei 4 jhg. ) Also war der Nachmittag gefüllt. Nach der üblich langen Mittagspause, die wir wieder im Garten sitzend verbrachten, führten wir erst die geschlossene Reposition der 1 Woche alten Ellbogenluxation durch. War ziemlich schwierig und wir waren kurz davor, offen zu reponieren. Der Mann ist Alkoholiker und daher legten wir für 3 Wochen eine Gipsschiene an. Danach assistierte Reiner Darwin die distale Radiusfraktur und zeigte ihm die Kapandji-Methode. Interessant war, wie Darwin aus 1 K-Draht 3 herausbekam und die auch noch per Hand einbrachte. Gingen danach nach Namitondo, um Wasser zu kaufen. Es war Markt und unzählige Kleidungsstücke , kleine Fische und Süßkartoffeln wurden hauptsächlich angeboten. Die Männer spielten ein Brettspiel, dass wie die afrikanische Version von Backgammon aussah. Bitoni kochte wieder köstlich – Chicken mit einer Tomatensoße und Reis und Gemüse.

Fr, 07.09.2018
Nach der ward round teilten wir uns aus. Ich blieb in der Ambulanz, weil ich auch die ganzen Wunden mal sehen wollte. Reiner ging mit in den OP und assistierte Darwin die suprakondyläre Fraktur in geschlossener Technik, was für Darwin neu war, da er sie sonst immer offen operierte. Danach assistierte ich ihm noch eine Biopsie bei einer 38 jhg. Frau mit geschwollenem Bein. Sie war zuvor in Lilongwe im Krankenhaus gewesen und hatte dort eine Biopsie in LA erhalten, die nur Fettgewebe erbrachte. Im US jetzt V.a. Tumor. Intraoperativ sah es wie eine Sarkom aus, in der Thoraxaufnahme sind bereits Herde in der Lunge zu sehen. Wie traurig für die Patientin! Danach noch eine Leistenhernie von letzter Nacht. Bei den Verbandswechseln half mir ein Helfer namens Christopher, der auch versuchte, zu übersetzen. Der Muskellappen sieht ganz gut aus, auch die Wunde von dem Mädchen mit der OM der Tibia. Die Frau, bei der es postoperativ zu einem Infekt einer vor ca. 4 Wochen durchgeführten Osteosynthese des Sprunggelenkes gekommen war und das Metall bereits letzte Woche entfernt worden war, sah die Wunde schlechter aus und bei dem Verbrennungskind geht es nicht richtig vorwärts. Auch der Patient mit dem Abzess am Trochanter, den wir vorgestern operiert haben, zeigt weiterhin Sekretion, die Drainage hatte sich der Patient selber gezogen und für die Untersuchung der intraoperativ entnommenen Probe hat er kein Geld. Das Kind aus Zambia muss dorthin zurück, leider hat die Mutter immer den Stomabeutel komplett abgezogen, wenn er voll war und nicht gewechselt. Das Handling wird ihr nochmals erklärt. Nachmittags ging Reiner in den OP und ich mit Yani, einer der clinical officers zu einem Verbandswechsel von Druckulcera an beiden Trochanteren bei einer schwerstkranken Patientin auf der Palliativstation. Diese Station ist erstaunlich würdevoll und wie so häufig bin ich doch berührt, wieviele Personen aus Familie oder Freundeskreis den Patienten zur Seite stehen. Ein Mann mit akutem Abdomen und freier Luft in der Röntgenaufnahme kam in die Ambulanz und Darwin operierte. Da es keine sterilen Kittel und Abdecktücher gab ( schon heute Vormittag waren die klatschnass gewesen), holte ich noch von mir mitgebrachte sterile Einmalkittel und wir bastelten daraus auch die Abdeckung. Improvisation ist alles! Es war eine Magenperforation. Schon erstaunlich, wie gut das Darwin schon kann, obwohl er erst 1 Jahr nach seinem Studium ist! Abends T-Bone-Steak mit selbstgemachter Tomatensauce und Pommes Frites von Bitoni und morgen geht es in aller Frühe nach Liwonde zum Nationalpark!

Mo, 10.09.2018
Heute war in der Besprechung die Diskussion über ein totgeborenes Kind, Dr. Mbeha kritisierte relativ hart den auf Labour ward verantwortlichen Pfleger. In der Nacht war ein ·un er Mann mit beidseiti en Unterschenkelfrakturen gekommen. Wir wollten beidseitig einen Tibianagel einbringen und suchten uns im Room No 15 die entsprechenden T2-Tibianägel und Schrauben raus. Das Sieb für die Tibianägel ist im OP und wurde auf Vollständigkeit geprüft. Bin gespannt, wie es morgen klappt. Heute half Reiner vormittags Darwin bei einer Leistenhernie und später bei einem verwachsenen Bauch. Ich war vormittags in der Ambulanz und half bei diversen Verbandswechseln und sah ambulante Patienten. In der Ambulanz ist es zwar möglich, relativ steril zu arbeiten und es ist auch immer ein Helfer dabei, aber septische und aseptische Patienten werden im selben Raum in beliebiger Reihenfolge behandelt, was ich durchaus kritisch finde. Mattwes, einer der clinical officers, macht sehr viel selbständig, auch kleine chirurgische Eingriffe. Aber dass ein Knie punktiert wurde, wo zuvor noch ein septischer Verbandswechsel durchgeführt wurde, fand ich doch sehr kritisch. In der Mittagspause haben wir einen Spaziergang zum nahegelegenen Damm gemacht und nachmittags suchten wir die Instrumente und Implantate für morgen zusammen und schauten uns Ambulanzpatienten an ein Kind mit Tibiafraktur und ein weiteres mit Radiusfraktur therapierten wir konservativ und legten einen Gips an. 

Di, 11.09.2018
Heute morgen operierten wir also dann den 18 jhg. mit beidseitiger Unterschenkelfraktur. Wir lagerten beide Beine in Göbelstützen und legten uns alle Implantate, Schrauben und Instrumente zurecht. Links begannen wir, konnten leider aber die Fraktur nicht geschlossen reponieren, sodass ein offenes Vorgehen mit Repositionszangen notwendig war. Damit konnte dann der Nagel, den wir Gott sei Dank vom Durchmesser kleiner als im Röntgen ausgemessen gewählt hatten, unaufgebohrt einbringen. Die proximale Verriegelung machten wir mit einer Schraube vom Durchmesser 5.0mm, für distal gab es leider nur solche von Durchmesser 4.0.Dafür war kein Bohrer auf dem Sieb, sodass wir ein weiteres Sieb mit Bohrern öffnen ließen und einen 3,2 mm Bohrer nahmen. Da Darwin mittlerweile im OP war, konnte er gut den Bildwandler bedienen, so dass wir dann die 1. Seite fertig hatten, Verband anlegten und ich steril blieb um die 2. Seite abzuwaschen. Diese konnten wir dann geschlossen reponieren und alles ging dadurch zügiger. Alles in allem konnten wir zufrieden sein, wenngleich das mit der Sterilität doch mit den wenigen Abdecktüchern und dem ständigen Umschwenken des Bildwandlers doch sehr kritisch ist. Wir hoffen, dass er keinen Infekt bekommt, prophylaktisch setzten wir für 3 Tage eine Antibiose an. Danach wohlverdienter Lunchbreak… Klaus Flohr hat mir nochmal 150 MB Internetvolumen (600 KW) übertragen, da mein „bundle“ letzte Nacht ausgelaufen ist Nachmittags assistierte ich Darwin eine Amputation eines akzessorischen Zehs und ein Debridement eines fürchterlichen „tropicals ulcers“ , beides bei Kleinkindern. Unglaublich, wie die einfach in den OP watscheln, sich auf den Tisch heben lassen und Narkose geben lassen, ohne ein Weinen, Schreien oder Murren… 

Danach waren wir noch bei Dr. Mbeha und sprachen mit ihm, ob ein langfristiges Zusammenarbeiten denn gewünscht wäre. Dann müssten wir mit Darwin engen Kontakt halten, Osteomyelitisfälle oder auch Deformitäten müssten gesammelt werden, so dass die Teams dann diese in den Einsätzen auch gezielt behandeln könnten. Dr. Mbeha zeigt sich sehr begeistert darüber und Darwin wäre ein guter Kontaktmann. Wie vereinbarten, dass wir am Donnerstag nochmals einen kurzen Vortrag mit einem Handout während der Frühbesprechung halten.

Mi, 12.09.2018
Heute nach meinem üblichen Morgenlauf, Frühbesprechung, Ward round half ich Darwin im OP bei zunächst allgemeinchirurgischen Operationen, wir mußten dann jedoch unseren Plan stoppen, da es insgesamt 6 notfallmäßige Sectios gab! Reiner sah sich zunächst im Room 16, dem Verbandszimmer die Wunden an, wurde dann aber auch zu einer Gyn-OP gerufen, bei der es zu Verwachsungen mit dem Darm gekommen war. In der Mittagspause bereitete ich den Vortrag und das Hand-out für morgen vor, nachmittags war Flaute. Außer einer Hämorrhoiden-OP konnte nichts weiter gemacht werden, da es keine sterilen Kittel mehr gab! So gingen wir durch die Klinik und fotografierten, u.a. auch die Preisliste in der Notfallambulanz.

Do, 13.9.2018
Auch der heutige Tag verlief eher ruhig. In der Frühbesprechung hielt ich einen Vortrag über die Osteomyelitis bei Kindern mit Beispielen, z.B. von Gad aus Kibogora. Hatte auch ein Handout für alle vorbereitet Der Vortrag kam gut an, und ich denke damit ist schon klarer, dass bestimmte Fälle gesammelt werden. Danach im OP assistierte ich Darwin eine kindliche suprakondyläre Humerusfraktur, denke, nachdem er jetzt 2x die geschlossene Repositionsmethode assistiert bekam, wird er es auch in Zukunft so operieren. Dann war nur noch ein Abzeß am Knie zum debridieren. Andere Patienten, die noch geplant waren, sind nicht erschienen. Kommt wohl öfters vor … Auch hört man jeden Morgen bei der ward round, dass einige gegangen sind (z.B. die 2 Kleinkinder mit den schweren Verbrennungen), ohne dass die Behandlung abgeschlossen ist. Teilweise auch, weil es nicht mehr bezahlt werden kann. Für morgen nahmen wir heute noch 2 Kinder mit distaler Radiusfraktur auf. In Room 16 inzidierten wir außerdem unter Ketamingabe bei einem Mädchen einen Unterschenkelabzeß (der Knochen war im Röntgenbild nicht betroffen) und eine Hohlhandphlegmone. Beides hätte man zuhause wohl gleich im OP gemacht, aber die Kinder waren nicht nüchtern und mit dem Ketamin funktionierte das sehr gut. Das Kind mit der Hohlhandphlegmone muß trotzdem evtl. nochmal im OP nachdebridiert werden. Holten dann aus dem Store Room No 15 mal alle Unterarmgehstützen runter, damit sie den stationären Patienten zur Verfügung gestellt werden können. Heute abend werden wir nach dem Abendessen mit Marina, der luxemburgischen Hebamme nochmal ein Bier trinken.



Fr, 14.09.2018

Reiner ging heute mit in den OP, assistierte Darwin zunächst 2 distale Radiusfrakturen und wurde dann von Klaus Flohr, dem Gynäkologen in den Nachbarsaal gerufen. Dieser hatte wohl einen Ovarialtumor bei einer Frau erwartet, es stellte sich jedoch als zystisch veränderte Senkniere dar und Reiner hat nach 20 Jahren dann zum 1. Mal wieder eine Niere entfernt! Während dieses Vormittages war ich in Room 16 und führte einen Verbandwechsel nach dem nächsten durch. Ist auf die Dauer echt anstrengend, da man nicht mit den Patienten selber reden kann und zudem mit vielen Formalitäten (z.B. was vorher erst bezahlt werden muß, bevor es angeordnet werden kann) vertraut ist und Mattwes nicht immer greifbar ist. Das Kind mit der Hohlhandphlegmone sieht immer noch schlimm aus, so dass ich ein Debridement im OP empfahl. So ging ich dann nachmittags mit in den OP und assistierte Darwin diese OP und zuvor noch Einbringen von intramedullären Drähten bei einem 4 jhg. Jungen mit Unterarm-Fraktur. Reiner war diesmal im Room 16 und sah einen alten Mann mit Harnverhalt, wahrscheinlich bei Prostata-Ca, suchte dann im ganzen Haus einen suprapubischen Katheter – dabei fand man ihn ganz zum Schluß in einer Schublade in Room 16! Wir waren nach diesem letzten Tag irgendwie geschafft. Die Gasflasche im Haus war leer, so dass der Herd nicht funktionierte. Bitoni organisierte dann einen herkömmlichen Art „Grill“, der mit Kohle und Holz und Gras angemacht wird und kochte damit das Essen! Wir sind zum Schluss bis auf den letzten Kwacha abgebrannt, irgendwie haben wir mehr Geld als zuvor Erich und Michael gebraucht Mit Einkalkulation des Visums hat jeder von uns dann doch umgerechnet ca. 400 Euro verbraucht Abends waren wir zum Abschiedsbier bei Klaus Flohr und seiner Frau Katrin eingeladen. Marina kam auch noch vorbei. Sehr schöner Abend und nochmals das tolle afrikanische Firmament genossen. 

Sa, 15.09.2018
Sind früh aufgestanden, Reiner wollte eigentlich in den Gottesdienst, hatte aber verpasst, dass dieser am Wochenende später anfängt. Ich wollte nochmal die tolle Morgenstimmung einfangen und bin Richtung Namitete und zurück gelaufen.
Nach dem letzten Frühstück auf der Terrasse sind wir nochmal in die Klinik , haben die Visite mitgemacht und uns verabschiedet Dann kam Bitoni vorbei, er hat alles blank geputzt und wir haben ihm alle übrigen Lebensmittel gegeben, v.a. Fleisch war ziemlich viel übrig. Harold holte uns pünktlich ab und der Flieger in Lilongwe ging super pünktlich ab. Der liebe Bitoni hat mich sogar am Flughafen nochmal angerufen, um uns guten Flug zu wünschen! Die Rückreise völlig reibungslos.

Resümee:
Aus unserer Sicht besteht schon Interesse an einer langfristigen Verbindung und Darwin ist sicherlich jemand, mit dem man gut kommunizieren könnte und der uns auch Fälle sammeln könnte. Mitbringen sollte man vielleicht Antibiotikaketten oder AB-Vlies. Schwierig ist vor Ort sicherlich die schlechte Kommunikationsmöglichkeit mit den Patienten. Die Sprache ist nicht einfach zu lernen. Die clinical officers sind manchmal sehr flapsig und da ist einiges in der ambulanten Therapie gewöhnungsbedürftig. Die OP-Siebe sind einigermaßen und auch der Bildwandler funktioniert. Trotzdem weiterhin ratsam sich bei schwierigeren OPs vorher die Siebe anzuschauen.

Für ein nächstes Mal würden wir mehr Geld einkalkulieren, außerdem neben Geschirrtüchern, Kaffee, Toilettenpapier unbedingt Marmelade auch mitnehmen. Badetuch war guter Tip. Internet hier zu kaufen und eine Prepaid-SIM-Karte, die man in ein altes Handy reinlegen kann lohnt sich! Entweder am Flughafen erledigen oder bei Catryn.

Aber wir würden wiederkommen!!
Iris Schleicher & Reiner Wirbel

Dr. Michael Weber & Dr. Erich Feltes
St. Gabriels-Hospital, Malawi

So, 29.04.2018
Gestern Abend müde und erschöpft hier angekommen. Der Flug mit Ethiopian Airlines nach Addis Abeba war ganz angenehm, viel Platz im Flieger, dafür eher mäßiges Essen. Vorteilhaft war auf jeden Fall vorher online einzuchecken, erspart Wartezeit in Frankfurt beim Check-in. Man kann direkt zur Gepäckaufgabe gehen, wo die Schlange deutlich kleiner ist. Der Aufenthalt in Addis (ca. 3 Stunden) ist eher unbequem. Also entweder schnell eine der Liegen aufsuchen, bevor sie besetzt sind oder in einem Café Platz nehmen. Wenn’s denn sein muss, schnell die Toiletten aufsuchen. Später bilden sich riesige Schlangen.
Tipp für die Raucher: Beim Durchgehen durch die Sicherheitskontrolle in Addis werden die Feuerzeuge konfisziert. Also Ersatz im Koffer mitführen! Und noch was! Beim Passieren der Security wurde Erich der Geldbeutel gestohlen. Also nichts so in die Kiste legen, sondern alles, was wertvoll ist, in Taschen oder Jacken verstauen.

Nach der Landung in Lilongwe wird ein langwieriger Prozess der Immigration in Gang gesetzt. Zuerst Antrag zur Erstellung eines Visums ausfüllen. Dann in die Schlange zum Schalter „Visum beantragen“ stellen. Danach in die Schlange zum Schalter „Visum bezahlen“ anstellen, dann in die Schlange zum Schalter „Visum erhalten“ stellen und dann in die Schlange „Passkontrolle“ stellen. Kein Witz; ist so!
Tipp: Zettel holen, anstellen und in der Schlange stehend ausfüllen. Nach der Passkontrolle sollte man sich bevor man durch den Zoll geht in die Schlange „Geld wechseln“ stellen, denn draußen gibt es die Möglichkeit nicht mehr. Dann durch die Zollkontrolle gehen. Wenn man aufgefordert wird die Koffer zu öffnen, hilft der Hinweis, dass man Chirurg ist und freiwillige humanitäre Hilfe im St. Gabriel’s Hospital leistet. Das Krankenhaus ist in Lilongwe bekannt und nicht wenige sind dort geboren. Wir konnten nach diesem Hinweis passieren ohne die Koffer zu öffnen.

Noch im Flughafengebäude sollte man sich eine SIM-Karte für Malawi besorgen. Es gibt dort ein kleines Büro von Airtel, wo man eine kaufen kann. Für alle WhatsApp Benutzer reicht es sich ein Datenvolumen fürs Internet zu kaufen (ca. 5 – 10 GB). Damit kann man auch über WhatsApp nach Hause telefonieren (10 GB kosten 15.800 Kwacha = 18 €). Wer normal telefonieren möchte, muss sich zusätzlich noch Airtime Guthaben kaufen.

Der Fahrer des Krankenhauses wartet mit Namensschildern ebenfalls im Flughafengebäude. Man sollte, bevor man nach Namitete fährt, in Lilongwe unbedingt noch in dem Supermarkt „Shoprite“ oder gegenüber im „Chipiku“ einkaufen, was man so braucht für Frühstück, Mittagessen und den täglichen Bedarf. Unbedingt an Toilettenpapier denken. Im Guesthouse war nichts, als wir hier ankamen. Deshalb auch eigene Geschirrhandtücher und Spüllappen mitbringen. Auch ein eigenes Badehandtuch für alle Fälle ist sinnvoll einzupacken, denn nicht immer wird hier gewaschen. Jetzt war zum Beispiel die Waschmaschine kaputt. Was positiv zu erwähnen ist, dass man das Wasser aus dem Hahn trinken kann. Das Krankenhaus hat einen eigenen Brunnen, mit dem es auch das Guesthouse mit Wasser versorgt. Mittlerweile ist das Guesthouse auch an die Solarstromversorgung angeschlossen und Strom ist immer vorhanden. Das war letztes Jahr noch nicht so. Dennoch ist es wichtig eine Taschen- oder Stirnlampe mitzubringen für alle Fälle oder, wenn man abends noch einkaufen gehen möchte.  Ab 18 Uhr ist es nämlich hier stockdunkel. Am Wochenende stellt das Krankenhaus einen kostenfreien Transport nach Lilongwe zum Einkaufen zur Verfügung. Die Fahrt zum Flughafen nach Namitete dauert ca. 90 Minuten und nach Lilongwe ca. 1 Stunde.

Freitags abends zu fliegen hat den Vorteil, dass man sich am Sonntag noch von den
Reisestrapazen erholen kann. Kann jeder selbst entscheiden. Wir waren nachmittags noch zu Fuß in Namitete (50 min ein Weg). Lohnt sich eigentlich nicht. Einkaufen kann man auch in Namitondo (ca. 5 Minuten Fußweg vom Gästehaus entfernt)

Mo, 30.04.2018
Der erste Tag im Krankenhaus. War nicht ganz einfach und etwas holprig. Um 07.30 Uhr beginnt die Frühbesprechung. Alle Abteilungen berichten über die vergangene Nacht. Leider versteht man die sehr leise und schlecht englischsprechenden Diensthabenden nicht. Danach verlassen sie den Raum und Dr. Mbeya (Ärztlicher Direktor) bespricht mit den anwesenden Ärzten oder Clinical Officers medizinische Probleme von Patienten. Auch er ist schwer oder teils gar nicht zu verstehen. Vielleicht wird’s ja noch besser und wir können uns in das Malawi-Englisch der Einheimischen einhören.

Anschließend Visite bei allen chirurgischen Patienten auf Kinder-, Frauen- und Männerstation. Privatpatienten waren keine anwesend und auf Intensiv (HDU) lag auch keiner. Operieren wollten wir eigentlich ein Lipom, eine 2 Wochen alte kindliche Femurfraktur und eine Tibiaosteomyelitis. Nach der Versorgung der kindlichen Femurfraktur mit 2 Rush-Pins haben wir aber das OP-Programm abgebrochen, da es sich herausstellte, dass weder die anwesende OP-Schwester den BV bedienen
konnte noch brauchbare unfallchirurgische Knochensiebe zur Verfügung standen. Da die Femurfraktur bereits 2 Wochen alt war, musste sie offen reponiert werden.

Wir hatten weder Repozangen noch Hohmannhaken zur Verfügung. Keinen Pfriem zur Eröffnung der Markhöhle und viel zu wenig und zu kleine Abdecktücher. Deshalb haben wir die OP der Tibiaosteomyelitis verschoben. Im Store (Room 15) fanden wir dann schmutzig und unsteril Reste des Hoffmann II Fixateurs, den wir mit unseren mitgebrachten Teilen ergänzten und ihn zum Waschen und Sterilisieren in den Steri brachten. Morgen, am 01.05.2018 wollen wir uns mit einer erfahrenen OP-Schwester treffen um die orthopädischen Siebe zu optimieren, damit wir dann ab Mittwoch auch unfallchirurgisch/orthopädische Operationen durchführen können. Für diese besteht hier überhaupt keine Expertise und es gilt Pionierarbeit zu leisten. Hoffen wir, dass es gelingt und nachfolgende Teams davon profitieren können.

Wie von Dr. Goetzke versprochen hat der Koch Bintoni uns heute Abend eine warme Mahlzeit zubereitet, die sehr gut geschmeckt hat. Allerdings gibt es noch Klärungsbedarf, wer die Kosten für die dafür notwendigen Lebensmittel trägt.

Di, 01.05.2018
Der erste Mai ist auch in Malawi ein Feiertag, so dass heute kein Klinikalltag auf uns wartete. Wir waren aber um 09 Uhr 30 im Krankenhaus um uns im Store, im legendären Raum 15 der Pharmazie, umzusehen. Dort fanden wir, was wir suchten, und trafen uns anschließend mit OP-Sr. Judith. Endlich mal jemand, der sich mit unfallchirurgisch/orthopädischen Sieben auskennt. Sie zeigte uns Klein- und Großfragmentsiebe sowie Knochensiebe mit den entsprechenden Inhalten. Andere OP-Schwestern, die diesbezüglich kompetent sind, haben wir noch nicht getroffen.
Nachmittags haben wir mit unseren 2 Hunden (Leibwächter) einen Maiausflug zum Stausee gemacht. Insgesamt also ein ruhiger Tag in Namitete.

Mi, 02.05.2018
Für heute hatten wir 3 OP’s geplant und auch durchgeführt. Hört sich zunächst ganz gut an, war es dann auch, aber immer noch sehr holprig und schwerfällig. Warum? Heute stand uns nur ein Clinical Officer zur Verfügung, der die Patienten nur durch eine Übergabe kannte. Unfallchirurgische Operationen ohne instrumentierende Schwester durchzuführen endet auf dem Instrumententisch im kompletten Chaos. Es gibt zwar einen BV im OP, aber damit kennt sich keiner aus. Er funktioniert gut, aber das Bedienen durch die OP-Schwester ist äußerst schwierig. Das Personal befindet sich häufig nicht an seinem Arbeitsplatz und muss, wenn man es sprechen oder etwas fragen will, immer erst gesucht und gerufen werden. Sehr zuverlässig arbeitet die Anästhesie, die ausschließlich von Clinical Officers, also keine Ärzte, durchgeführt wird. Paipi, Ignasio und Thomas sind sehr gute und zuverlässige Anästhesisten. Insgesamt gestaltet sich deshalb das Arbeiten sehr mühevoll und langwierig. Mehr als 3 Operationen am Tag sind deshalb zum jetzigen Zeitpunkt nicht drin. Heute Abend sind wir deshalb nach „nur“ 3 OP’s trotzdem todmüde ins Gästehaus gewankt. Umso erfreulicher, dass man uns einen Koch zur Verfügung gestellt hat, der uns abends eine warme Mahlzeit zubereitet. Wir wären heute dazu nicht im Stande gewesen. Die Lebensmittel, die er dazu braucht, bezahlen zunächst wir, reichen die Rechnungen nach unserer Rückkehr aber an Dr. Goetzke, Generaldirektor der Zitha-Foundation, weiter.

Fazit heute:
OP-Schwester, die sich auskennt: Judith
Kooperative Anästhesisten: Paipi, Ignasio und Thomas
Zuverlässige Verwaltungssekretärin: Catherine
Unser Koch: Bintoni

Do, 03.05.2018
Heute war eher ein ruhiger Tag. Morgens Ambulanz und Verbandswechsel, nachmittags eine septische Kniespülung sowie langes Warten auf das Personal, welches es mit der Arbeitszeit nicht so genau nimmt. In der Mittagspause Einkaufen in Namitondo, ein kleiner Ort in der Nähe des Krankenhauses (Tomaten, Gurken und
Bier). Außerdem haben wir heute mit Catherine den Transport für Samstag nach Lilongwe zum Einkaufen klar gemacht (wird vom Krankenhaus bezahlt). Unser Koch fährt zum Einkaufen mit.

Fr, 04.05.2018
Heute war zum ersten Mal Dr. Darwin (Medical Officer = Assistenzarzt) anwesend. Das
erleichtert die Arbeit ungemein, da er uns bei Visite begleitet und übersetzen kann, Anweisungen ans Personal in Landessprache weitergeben und den Tagesablauf organisieren kann. So konnten wir heute 4 Operationen durchführen, allerdings nichts Großartiges: 2 Metallentfernungen, eine 3 Wochen alte dislozierte distale Radiusfraktur mit Spickdrähten nach Kapandji und eine PE aus einem Halstumor.
Mit den Röntgenkontrollen unserer bisherigen OP’s waren wir zufrieden. Übermorgen planen wir einen Tagesausflug zum Malawi-See, kostet 50 € Fahrzeugmiete, 30.000 Kwacha Benzin und 5.000 Kwacha für den Fahrer. Insgesamt ca. 88 € für eine Strecke von 250 km hin und zurück.

Sa, 05.05.2018
Heute waren wir in Lilongwe einkaufen. Fahrer und Auto hat das Krankenhaus gestellt. Mit dabei war unser Koch Bintoni. Aber es war chaotisch. Sehr viel Betrieb und wir waren an vier verschiedenen Stellen. Dennoch haben wir einige Dinge nicht finden können. Wir bekamen kein Vollkornbrot und keine ansprechenden Wurstwaren. Wer also dieses wabbelige Weißbrot, welches es hier gibt, nicht mag, sollte sich von zu Hause genügend eingepacktes Vollkornbrot mitbringen; ebenso Wurstkonserven in ausreichender Menge. Dr. Peter Nitschke hatte uns den Besuch des Craft Markets in Lilongwe empfohlen, leider war aber dafür keine Zeit mehr. Wer gerne afrikanische handwerklich hergestellte Kunstgegenstände erwerben möchte, sollte diesen Markt unbedingt besuchen. Verhandeln über den Preis ist eine Selbstverständlichkeit. Den Rest des Tages verbrachten wir bei schlechtem Wetter im Zitha Guesthouse.

So, 06.05.2018
Heute ging‘s um 07:30 Uhr los zum Malawi-See. Nach zweieinhalb Stunden Autofahrt über sehr gute Straßen waren wir am Ziel. Und es hat sich gelohnt. Im Hotel Sunbird am Livingstonia Beach verbrachten wir den Sonntag. Der See ist riesengroß und erscheint wie ein Meer. Es gibt auch Wellen wie am Meer, zumindest am Mittelmeer. Dazu einen tollen Sandstrand mit Palmen (wie im Reiseprospekt). Leider wehte wegen eines starken Windes die rote Flagge und Schwimmen war nicht erlaubt. Mittags konnten wir für 13500 Kwacha am Lunchbuffet teilnehmen, welches ganz lecker war. Bezahlen kann man dort mit Kwacha, Euro und US-Dollar. Um 15 Uhr ging’s dann wieder zurück. Unterwegs gibt es einen großen Gemüsemarkt, wo wir noch Tomaten einkaufen konnten. Wer länger dortbleiben möchte, kann schon samstags fahren und sich im Sunbird ein Zimmer mieten und dann sonntags zurückfahren. Dr. Peter Nitschke erwähnte, dass das abendliche Herausfahren der Fischer ein sehenswertes Ereignis sei.

Fazit nach einer Woche:
Schwieriges Arbeiten im OP: Sterilität?, zu wenig Abdecktücher, mangelhaftes
Instrumentarium, schlecht ausgebildetes OP-Personal (außer Sr. Judith)
• Wenig unfallchirurgisch/orthopädische Patienten, nur 2 Osteomyelitisfälle. Da hatten wir mehr erwartet.
• Dr. Darwin ist eine Bereicherung, da er sich auskennt und sehr engagiert ist.
• Bintoni kocht zwar jeden Abend für uns, er braucht aber pro Mahlzeit bestimmt einen halben Liter Öl.

Mo, 07.05.2018
Der Montag begann wie immer mit der Morgenbesprechung um 07:30 Uhr. Danach Visite auf allen chirurgischen Stationen. Auf der Männerstation fanden wir einen jungen Mann mit einer Oberschenkelquerfraktur in Schaftmitte mit einem zusätzlichen ca. 3 cm großen abgesprengten Fragment.

Eigentlich ideal für einen Marknagel. Nach der Visite gingen wir in den OP um uns nach der Möglichkeit einer Oberschenkelnagelung zu erkundigen. Auch Judith wusste uns hierüber nichts Genaues zu sagen. Da wir im „berühmten Store = Room 15“ aber viele Oberschenkelnägel gesehen hatten, gingen wir dorthin um uns alles Material für eine Marknagelung zusammenzusuchen. Wir fanden viele alte Grosse-Kempf Femurnägel und ein Sammelsurium von Tools, die eine improvisierte Femurnagelung erlauben könnten. Außerdem auch noch T2-Femurnägel und Verriegelungsschrauben in der passenden Länge. Allerdings konnten wir dafür kein
Instrumentarium entdecken. Dafür aber ein unvollständiges zur Implantation von T2-
Tibianägeln, welches zur Not auch auf die Femurnägel passen konnte, wenn man über
genügend Improvisationstalent verfügt. Mit all diesen Sachen gingen wir nun zum Steri um es sterilisieren zu lassen. In der Zwischenzeit hatte Sr. Judith im OP aber das
Implantationsinstrumentarium für den T2-Femurnagel gefunden, was uns die geplante Nagelung, die für morgen angesetzt wurde, doch erheblich erleichtern würde. Da es keinen Extensionstisch gibt, mussten wir uns über die Lagerung Gedanken machen. Ohne Extensionstisch in Rückenlage zu nageln ist nicht ganz einfach. Die Seitenlage aber bei fehlenden Lagerungsmaterialien schwierig zu bewerkstelligen. So entschlossen wir uns in Rückenlage eine retrograde Marknagelung durchzuführen und mussten deshalb nochmals in Room 15 um längere Verriegelungsschrauben zu suchen. Diese fanden wir auch und gaben sie
in den Steri. Dann ging’s in den OP, wo ich Dr. Darwin eine Leistenhernie assistieren wollte. Dieser wurde aber notfallmäßig in den Gyn-OP gerufen und ich musste die Hernie allein mit Sr. Judith operieren, da Erich in der Ambulanz beschäftigt war.
Die letzte Leistenhernie hatte ich 2012 in Ruanda operiert. Da es keine Netze gibt, habe ich sie in der Technik nach Shouldice versorgt. Hat auch ganz gut geklappt. Man verlernt doch weniger als man annimmt.

Nachmittags war dann nichts mehr los und wir konnten früh ins Guesthouse zurück. Aber morgen wird’s spannend, bin gespannt, wie der Femurnagel klappt.

Di, 08.05.2018
Was für ein Tag! Zunächst ging’s los wie immer. Erst Besprechung, dann Visite. Auf der Frauenstation lag eine junge Frau mit pertrochantärer Femurfraktur. Da wir nicht wussten, ob die DHS einsetzbar ist, planten wir die OP für morgen. Es ist auf jeden Fall ratsam sich vor einer größeren unfallchirurgischen OP die Instrumente und Implantate zeigen zu lassen, die danach nochmals sterilisiert werden müssen. Tut man das nicht, kann man böse Überraschungen während der OP erleben. Apropos Steri; Die Schwestern arbeiten dort eigentlich ganz ordentlich und auch sehr viel, aber unter welchen Bedingungen! In einem kleinen Raum stehen drei Sterilisatoren, zwei davon ihrer Außenhülle beraubt und funktionslos. Nur der dritte, ein älterer Autoklav, funktioniert noch. Alles, was sterilisiert werden muss, muss da durch und das ist nicht
wenig, wenn man vor jeder OP die Siebe inspizieren muss. Diese haben keine Zeit zu
trocknen. Oft bekamen wir OP-Kittel, die noch triefend nass waren oder zu mindestens sehr feucht.

Danach begaben wir uns in den OP um den geplanten Femurnagel zu operieren. Zu unserer Überraschung hatte sich Dr. Darwin aber gleichzeitig eine Leistenhernie
in den anderen OP bestellt. Sein Interesse an der Unfallchirurgie ist also eher begrenzt. So mussten wir beide allein und ohne instrumentierende OP-Schwester auskommen. Mit der Lagerung haperte es auch dann gleich. Der OP-Tisch konnte nicht so eingestellt werden, dass das rechte Knie und die rechte Hüfte etwa 60° gebeugt werden konnten. Also suchten wir uns einen Lagerungsgegenstand im Gipsraum, den wir mit einem zusammengerollten OP-Kittel unter den Oberschenkel legten. So war eine annähernd passende Lagerung möglich, aber äußert wackelig. Die Abdeckung war kein Problem, da wir ein Lochtuch-Einmalset benutzten, welches ich von zu Hause mitgebracht hatte. Mit dem dazugehörenden Tischbezug konnten
wir auch den BV steril abdecken. Solche Einmalabdecksets von zu Hause mitzubringen, ist sehr sinnvoll, da man hier normalerweise nur ein Lochtuch pro OP bekommt. Für Knochen-OP’s gibt uns Judith auf unser Verlangen hin jetzt immerhin 2 Lochtücher, die aber für große Knochen-OP’s bei Weitem nicht ausreichen. Dann wurde das T2- Femur-Tray geöffnet und die 3 Teile auf unseren Instrumententisch gestellt, der damit vollständig überladen war. In diesem Tray entdeckten wir die am Tag zuvor aus dem Store sicher gestellten Bohrleitspieße, die von den Leuten im Steri so gebogen waren, dass sie in diese T2-Femurkisten passten. Wir hatten zunächst die allergrößte Mühe diese wieder so gerade zu biegen, dass Markraumbohrer und
Nagel wieder darüber passten. Zusätzlich musste noch das Sieb „Markraumbohrer“
aufgemacht werden. Nach der Eröffnung des Markraumes im Bereich des Kniegelenkes (wir beabsichtigten ja eine retrograde Nagelung) konnten wir das distale Fragment mit Handmarkraumbohrern aufbohren. Die Reposition der Fraktur gestaltete sich jedoch außerordentlich schwierig, da einer von uns die Reposition halten musste, der andere sich aber jedes Instrument selbst aus den Sieben holen musste. Gleichzeitig hatte die anwesende unsterile Schwester die größten Schwierigkeiten den BV nach unseren Wünschen zu bedienen. Das Bild auf dem Monitor stand auf dem Kopf und die OP-Schwester wusste nicht, wie man das ändern kann. Erst durch die Manipulation des distalen Fragmentes mit der auf dem Sieb befindlichen Repositionshilfe gelang es mir den Bohrleitspieß in das proximale
Fragment zu platzieren. Nun sollte die komplette Aufbohrung des Markraums erfolgen. Für die Akku-Maschine fehlte aber ein entsprechender Ansatz und der Handgriff, welcher einen passenden Ansatz hatte, war nicht durchbohrt, so dass wir mit unseren Markraumbohrern über den Spieß gar nicht in den Markraum gelangen konnten. Wir entschlossen uns also notgedrungen zu einer ungebohrten Nagelung. Nachdem der Nagel ans Zielinstrument fixiert war, gelang es uns relativ problemlos ihn bis knapp über die Fraktur zu bringen. Dann begann aber die engste Stelle im Markraum, die ja nicht aufgebohrt werden konnte. Wir hatten den dünnsten vorhandenen Nagel mit der entsprechenden Länge gewählt und doch mussten wir
ihn jetzt mit kräftigen Hammerschlägen vorantreiben. Und es passierte natürlich, was
passieren musste. Ca. 3-4 cm distal des Trochanter minor entstand eine neue Fraktur. Ich führte den krummen Bohrleitspieß nochmals ein um damit diese Fraktur zu überqueren. Da die engste Stelle überwunden war und der Markraum ja im Trochanterbereich breiter wird, schlug ich den Nagel weiter ein, bis beide Verriegelungslöcher jenseits dieser neuen Fraktur lagen.

Gott sei Dank ist sie nicht weiter aufgegangen. Die distale Verriegelung über die Ziellehre und die proximale in Freihandtechnik waren dann kein Problem mehr und die Fraktur hatte sich gut eingestellt. Aber kaum war die letzte Verriegelungsschraube gesetzt, knickte die Beinplatte, auf der das zu operierende Bein lag, weg und konnte auch während der OP nicht mehr fixiert werden. Wir mussten zum Zunähen das linke Bein auf das rechte legen. Nach ca. zweieinhalb Stunden war der „Spaß“ vorbei und wir ziemlich groggy. Unter unseren Bleischürzen waren wir so nass, als wären wir mit ihnen durch den ganzen Malawi-See geschwommen. Wir hatten eine kleine Mittagspause verdient. Aber bevor es soweit war, zeigte man uns noch 2 Patienten. Ein Mädchen mit chronischer rezidivierender Oberschenkelosteomyelitis, die wir auch morgen operieren wollten und Bilder einer kompletten Unterschenkelfraktur in
Schaftmitte mit Fraktur von Tibia und Fibula in gleicher Höhe, also sehr instabil. Da bei dieser Frakturform oft ein Kompartmentsyndrom vorliegen kann, ließen wir uns den Patienten auf Station noch zeigen. Er hatte maximale Schmerzen und der rechte Unterschenkel war prall und druckschmerzhaft. Also veranlassten wir die notfallmäßige Versorgung mit Fixateur externe und Kompartmentspaltung sofort nach unserer kurzen Mittagspause, die wir dringend nötig hatten. Als wir danach wieder im Krankenhaus eintrafen, war der Patient noch nicht im OP. Die Anästhesisten wollten ihn aber sofort bestellen, aber die Schwester auf Station weigerte sich ihn zu bringen, da sie angeblich davon nichts gewusst hätte und er nicht vorbereitet sei.

That’s Africa!! Wir mussten also nochmals selbst hin und ihr erklären, dass es sich um einen dringlichen Notfall handelt und der Patient jetzt sofort in den OP müsse.Danach war sie einsichtig und hat ihn zum OP gefahren. Dort haben wir die Fraktur geschlossen reponiert und mit einem blauen Mono-Tube (Fa. Stryker) stabilisiert. Danach führten wir eine komplette bilaterale Fasciotomie durch und dann war Feierabend.

Mi, 09.05.2018
Auch heute war wieder viel zu tun. Dr. Mbeya, der ärztliche Direktor, befindet sich im Urlaub und deshalb war die Besprechung nur sehr kurz. Die Visite dafür um so länger, da es viele neue Patienten auf den Stationen gab. Außerdem hat sich Dr. Darwin krankgemeldet. Ich will nur von den unfallchirurgischen Patienten berichten.
Da war zunächst noch Mal eine laterale Schenkelhalsfraktur bei einer 80jährigen Frau, die mit einer DHS zu versorgen war und ein 15jähriger Junge mit einer weit islozierten Aitken 1 Fraktur des distalen Femurs rechts. Als wir im Steri die Siebe der DHS inspiziert hatten, fiel uns auf, dass die beiden Handmarkraumbohrer, die wir zum Markraumdebridement der chronischen Femurosteomyelitis eines jungen Mädchens brauchten, nicht mit den übrigen im Sieb „Medullary Reaming“ sterilisiert wurden, sondern noch unsteril im Steri lagen. Deshalb verschoben wir diese Operation und begannen mit einem Lipom am Hinterkopf einer älteren Frau. Danach waren auch die beiden Handmarkraumbohrer steril und wir konnten die Osteomyelitis operieren. Bevor es in die hier am St. Gabriel’s Hospital zweieinhalbstündige Mittagspause ging, vereinbarten wir mit dem Anästhesisten Ignacio mit der Aitken 1 Fraktur wirklich pünktlich um 14:30 zu beginnen. Dies gelang für afrikanische Verhältnisse auch recht gut. Um 15 Uhr konnten wir mit der OP anfangen. Leider erfüllte sich unsere Hoffnung
auf eine geschlossene Reposition nicht und wir mussten offen reponieren. Dazu waren wieder Knocheninstrumentarien nötig, die aber von Sr. Judith problemlos beschafft werden konnten. Sie ist wirklich ein Lichtblick hier im OP und wäre eine vortreffliche OP-Leitung. Wenn man ihr dann auch noch eine Weiterbildung zur OPSchwester mit Instrumentenkunde, Hygienefortbildung und Sterilisationskunde ermöglichen würde, wäre es um den OP im St. Gabriel’s Hospital deutlich besser bestellt als jetzt. Nach dieser Operation zeigte man uns die nächsten Fälle. Einmal eine dislozierte kindliche Unterschenkelfraktur und eine Radiusschaftfraktur, ebenfalls disloziert. Langsam wird es also eng alles noch vor unserem Rückflug zu erledigen. Das Kind planten wir morgen in Narkose zu reponieren und einzugipsen, und den Radius wollen wir am Freitag verplatten. Anschließend begannen wir unsere letzte OP für heute. Wegen Pin-Infekten mussten bei unserem ersten Fixateur 2 Pins umgesetzt werden. War keine große Sache und gegen 17:30 war Schluss.

Do, 10.05.2018
Auch für heute hatten wir uns ein großes Programm vorgenommen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Nach der Frühbesprechung begannen wir unsere Visite auf der chirurgischen Kinderstation. Hier sahen wir als erstes den Jungen mit einer distalen Unterschenkelfraktur, dessen Rö-Bilder wir gestern zwischen 2 OP’s schon kurz gesehen hatten. Ihn wollten wir heute als erstes geschlossen reponieren und eingipsen. Beim näheren Betrachten der Bilder sahen wir aber bereits eine deutliche Callusbildung. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass die Fraktur bereits 2 Monate alt war. Das hatte man uns gestern nicht mitgeteilt. Also wurde er abgesetzt und für Freitagnachmittag geplant. Bei der OP-Planung muss man hier nämlich auch die vorhandenen Ressourcen berücksichtigen. Wir können nicht 2 Nägel, 2 Plattenosteosynthesen oder 2 Fixateure an einem Tag machen, da die Siebe nur einmal vorhanden sind und die Kapazität im Steri aus den besagten Gründen sehr eingeschränkt ist. Für heute Vormittag hatten wir die Versorgung
einer pertrochantären Femurfraktur mit DHS geplant. Letztendlich gelang uns das auch ganz gut, natürlich nur mit dem hier selbstverständlichen Chaos auf den Instrumententischen. Für nachmittags war die Plattenosteosynthese einer Radiusschaftfraktur geplant. Diesen Patienten hatten wir bei Visite aber nicht gesehen. Auf Nachfragen sagte man uns, dass er einen Gips bekommen habe und nächste Woche wiederkomme. Die Kommunikation unter und zwischen den medizinischen Berufsgruppen lässt erheblich zu wünschen übrig. Des Weiteren vermissten wir ein Kind mit einer distalen Tibiaosteomyelitis, welches auf Station
nur als Abszess geführt wurde. Wir wollten schon seit Tagen die Weichteile beurteilen, man hat sie uns aber nie gezeigt und jetzt war das Kind entlassen. Wobei Entlassungen auch sehr oft auf Drängen der Patienten oder deren Angehörigen erfolgen, weil die Patienten die Behandlungskosten nicht tragen wollen. So hatten wir denn heute Nachmittag auf Grund der besonderen Umstände komplett frei, da erstens keine OP‘s und keine unfallchirurgischen Patienten in der Ambulanz vorhanden waren. Nachdem wir uns im Röntgen-Raum noch einige Bilder angeschaut hatten, gingen wir ins Guesthouse zurück. Über das Verschwinden der beiden oben erwähnten Patienten habe ich mich doch sehr geärgert. Beide hätten noch operiert werden müssen und nur wegen kommunikativer oder finanzieller Unzulänglichkeiten, müssen die Patienten wohl mit einem schlechteren Ergebnis vorliebnehmen. Nun, hier in Afrika ist es nun mal so, wie es ist. Ob man an diesen Strukturen etwas ändern kann, steht in den Sternen. Im Guesthouse angekommen, erreichte uns die nächste Überraschung. Es gab plötzlich kein fließendes Wasser mehr. Bintoni brachte in
großen Eimern Wasser zum Kochen herbei, so dass wir davon wenigstens zum Zähneputzen etwas abbekommen konnten.

Fr, 11.05.2018
Auch heute Morgen gab es noch kein Wasser. Duschen fiel also aus. Im Krankenhaus
informierten wir Catherine darüber und sie wollte sich darum kümmern. Bei der Visite sahen wir 2 Männer mit Verdacht auf Radiusfraktur, eine davon stand klinisch schon ziemlich disloziert. Geröntgt waren sie noch nicht. Wir ordneten eine Röntgen-Aufnahme des Handgelenkes in 2 Ebenen bei beiden an und dass sie nüchtern bleiben sollten. Dann ging’s in den OP zur Versorgung einer lateralen Schenkelhalsfraktur bei einer 80jährigen Patientin mit DHS. Das ging heute viel schneller als gestern, da wir die Eigentümlichkeiten der Siebe bereits kannten.
Außerdem war die Fraktur leichter und geschlossen zu reponieren. Nach 90 Minuten waren wir fertig und das Ergebnis exzellent. Anschließend ging ich in die Röntgen-
Abteilung um mir die Bilder der Radiusfrakturen anzusehen. Eine war unverschoben und brauchte nur einen Gips, die andere sehr instabil und disloziert. Diese wollten wir nachmittags mit Kirschnerdrähten versorgen. Mittlerweile war auch Erich im OP fertig und wir gingen zur chirurgischen Männerstation um unsere Anordnungen für die beiden Frakturen zu geben. Beide waren aber schon entlassen. Die unverschobene Fraktur hatte man übersehen, die andere eingegipst und nach Hause geschickt. Die Clinical Officers handeln hier oft selbstständig ohne ärztliche Rücksprache. Sie sind ja auch oft genug die einzigen, die da sind. So entstehen aber krasse Fehlentscheidungen. Bei Visite stehen sie oft abseits, reden miteinander oder spielen mit ihren Smartphones und bekommen unsere Entscheidungen nicht mit. Wir waren hierüber sehr verärgert, was Erich ihnen auch mitgeteilt hat. Ändern können wir aber daran jetzt nichts mehr. Morgen fliegen wir nach Hause und in 2 Wochen kann man nicht Strukturen verändern, die seit Jahren gewachsen sind. Ärgerlich bleibt’s trotzdem. Danach besuchten wir zum wiederholten Mal Room 15 um uns geeignete Platten für die Umstellungsosteotomie am Nachmittag zu besorgen. Wir wurden fündig und übergaben dem Steri einige Kleinfragment Kleeblattplatten, die wir für geeignet hielten. Danach war die lange malawianische Mittagspause angesagt. Zu unserer Freude floss auch wieder Wasser aus den Hähnen. Nach der Mittagspause operierten wir den Jungen mit der mehr als 2 Monate alten und dislozierten distalen
Unterschenkelfraktur. Wir mussten Tibia und Fibula osteotomieren, anschließend konnten wir die Valgusstellung der Tibia korrigieren und versorgten die Tibia mit einer
passenden und zurechtgebogenen Kleeblattplatte. Das Ergebnis war sehr gut und
wir waren auch zufrieden. Das Chaos, welches wir auf dem Instrumententisch hinterlassen hatten, war unbeschreiblich. Dann verabschiedeten wir uns von allen, die noch da waren, und gingen ins Guesthouse, wo Bintoni uns unser letztes Abendessen zubereitet hat. Und Morgen? Geht’s „Nix wie hemm“

Sa, 12.05.2018
Lange habe ich mir überlegt, ob ich auch etwas über unsere Heimreise schreiben sollte. Sie war aber so turbulent, dass ich mich entschlossen habe doch davon zu berichten. Wir hatten uns bereits gestern online eingecheckt, aber dann erfuhren wir per Mail, dass unser Flug um 3 Stunden nach hinten verschoben wurde und nicht über Blantyre sondern direkt nach Addis Abeba gehen sollte. Das fanden wir zunächst eher positiv. Weniger Zeit im Flieger dafür 3 Stunden mehr Zeit, die wir in Lilongwe verbringen wollten. Wir starteten wie geplant um 9 Uhr und ließen uns zum Craft Market fahren, wo wir noch einige Mitbringsel und Andenken an Malawi kaufen konnten.

Wie in Afrika üblich, überfielen uns die Händler mit ihren Waren und ließen uns keine Zeit uns in Ruhe umzusehen. Dennoch fanden wir einige schöne Stücke, die wir nach zähen Verhandlungen für den Bruchteil des ursprünglichen Kaufpreises erwerben konnten. Danach fuhren wir, auf Empfehlung von Dr. Peter Nitschke, ins „Four seasons“, wo wir nochmals in etwas nobleren Shops einkaufen und in einem Restaurant etwas essen konnten. Anschließend ging‘s zum Flughafen, wo wir ohne Wartezeit und Stress unser Gepäck aufgeben und unsere Bordkarten empfangen konnten. Da wir den Rückflug auf Business Class upgegradet hatten, durften wir auch in der Business Lounge warten. Nachdem wir uns zur Boarding Zeit durch die Sicherheitskontrollen am Gate eingefunden hatten, erfuhren wir, dass unser Flug sich unbestimmte Zeit verspäten würde. Wir hatten in Addis ungefähr 2 Stunden Wartezeit, also viel länger sollte die Verspätung nicht dauern. Wir begannen uns Sorgen um den Anschlussflug zu machen, hatten aber keine Alternative als einfach abzuwarten, was passiert.

Letztendlich starteten wir 18:30 Uhr anstatt um 16:40 Uhr. Es konnte also in Addis sehr knapp werden. Nach einer unendlich langen Wartezeit im Bus saßen wir dann irgendwann endlich im Flieger. In Addis landeten wir zwar dann so, dass wir theoretisch den Anschlussflug bekommen konnten, aber bis das Flugzeug von der Landebahn schließlich an der Parkposition war, verging eine halbe Ewigkeit und eine weitere bis man die Gangway an den Flieger angeschlossen hatte. Aus dem Flieger wieder in einen Bus und warten, bis alle drin waren, dann langsam zum Terminal. Dort im Sprint zum Abflug-Gate, vorher noch durch die Sicherheitskontrolle, dann eine Etage nach unten, vorbei an wartenden Menschen, die uns die Knochen verfluchten, weil wir vorbei drängten und eigentlich war der Flieger schon seit 10 Minuten in der Luft. Aber er hat auf uns gewartet und ein weiterer Bus brachte uns zur Maschine, aber ich war fix und alle, völlig außer Puste, nass geschwitzt und mit den Nerven am Ende. Nach einem ruhigen Flug, wo wir auch etwas schlafen konnten, sind wir dann pünktlich um 05:30 Uhr in Frankfurt gelandet. Hier ging alles seinen routinierten Gang. Dass wir bei der Aktion in Addis Abeba in Frankfurt unser Gepäck in Empfang nehmen würden, hatten wir eigentlich nicht erwartet und begaben uns gleich zum Schalter „Gepäckermittlung“. Der Mitarbeiter dort sagte uns aber, dass, wenn es beim Umsteigen eng würde, das Gepäck eher ankäme, als wenn man 5 Stunden warten müsste. Wir sollten zum Gepäckband gehen. Wir glaubten ihm kein Wort. Welche Überraschung! Als zweites Gepäckstück kam mein Koffer, dann die beiden von Erich und kurze Zeit später mein zweiter Koffer. Also Ende gut, alles gut. Erich ließ sich vom Airportparker abholen und ich setzte mich in den Zug nach Bad Sobernheim um meine kleine Prinzessin, mein erstes Enkelkind, nach 2 Wochen wiederzusehen.

Erich Feltes & Michael Weber


Dr. Michael Weber & Dr. Erich Feltes
Kibogora-Hospital, Ruanda

Während unserer Einsatzzeit im Kibogora-Hospital wurden wir, Dr. Erich Feltes und Dr. Michael Weber, erschreckend oft mit einem furchtbaren Krankheitsbild bei Kindern konfrontiert, wie wir es aus unserer beruflichen Erfahrung aus Deutschland bisher nicht kannten, der chronischen, hämatogenen Osteomyelitis. Wir haben grauenvolle Bilder gesehen, wie zum Beispiel bei der 5jährigen Valentine, die mit einem nach außen durchspießten Unterarmknochen nach 6 Wochen in die Ambulanz des Kibogora-Hospitals kam.

Oder Daniel, dessen rechter Schienbeinknochen durch die Entzündung im mittleren Teil völlig „weggefressen“ war.

 

Die chronische Osteomyelitis ist eine chronische Entzündung der Knochen und führt, ohne adäquate Behandlung, zur Zerstörung des betroffenen Skelettabschnitts und zu schweren Behinderungen und wahrscheinlich auf Grund septischer Komplikationen zum Tod der Kinder. Die Kinder leiden unter starken Schmerzen und unter erheblichen Funktionsstörungen der betroffenen Extremität, bis hin zur Bewegungsunfähigkeit. Ein Leben unter diesen Bedingungen wird nicht nur für die Kinder, sondern auch für ihre Angehörigen zur Qual.

Da wir während unserer Aufenthalte in Ruanda keine Erwachsenen mit diesem Krankheitsbild gesehen haben, und da wir wissen, dass die chronische Osteomyelitis ohne adäquate Behandlung nicht spontan zur Ausheilung kommt, nehmen wir an, dass die betroffenen Kinder irgendwann an einer septischen Komplikation ihrer Krankheit sterben. Um diesen „Teufelskreis“ zu durchbrechen, ist es dringend erforderlich ein Behandlungskonzept zu entwickeln, in das alle ärztlichen und pflegerischen Teams einbezogen werden, und zwar die einheimischen ebenso wie die ausländischen Teams. Die konsequente Behandlung dieser schrecklichen Krankheit ist sehr aufwändig und langwierig und bedarf deshalb eines nachhaltigen Konzeptes, das alle Teams mit einbezieht, von allen akzeptiert und konsequent umgesetzt wird. Dass eine adäquate und konsequente Therapie erfolgreich sein kann, zeigt das Beispiel Gads, der erstmals von Prof. Griss und Dr. Feltes im August 2011 gesehen und behandelt wurde. Auch er zeigte eine durch die Entzündung zerstörte Tibia mit eitriger Fistelung.

Prof. Griss und Dr. Feltes entfernten radikal den Sequester der rechten Tibia und die Entzündung kam zur Ausheilung, allerdings unter einem erheblichen Knochenverlust, der eine Rekonstruktion des Schienbeins erforderlich machte.

Zufällig sahen wir Gad im Februar 2013 wieder. Die Osteomyelitis war ausgeheilt, das rechte Bein aber auf Grund der fehlenden Tibia völlig instabil. Ein normales Gehen somit nicht möglich. Gemeinsam mit Priv. Doz. Iris Schleicher, die uns damals begleitete, ersetzten wir die fehlende Tibia durch einen sog. „Fibula-pro-Tibia“ Transfer.

 
Als wir im September 2014 erneut im Kibogora-Hospital arbeiteten, erzählte man uns, dass Gad ganz normal und ohne Gehstöcke gehen könne. Auf unser Bitten hin, wurde er zu einer erneuten Untersuchung ins Krankenhaus einbestellt und wir konnten uns selbst davon überzeugen, dass die Operation erfolgreich verlaufen war. Gad hatte reizlose, entzündungsfreie Weichteile, keine Fistel, konnte frei und ohne Schmerzen gehen. Das Röntgenbild zeigte, dass die Fibula komplett anstelle der Tibia eingeheilt war. Auch die entnommen Fibula hatte sich zu unserer Überraschung fast vollständig neu gebildet.

Dieses Beispiel zeigt, dass eine erfolgreiche Therapie der chronischen Osteomyelitis möglich ist. Es zeigt aber auch, dass die Behandlung sehr komplex und schwierig und vor allem sehr langwierig ist. In diesem Fall ist alles gut gegangen, hing aber an vielen glücklichen Zufällen. Damit wir auch die vielen anderen Kinder adäquat behandeln können, bedarf es eines gut strukturierten Behandlungskonzeptes mit Einbeziehung aller Teams vor Ort.